Türkei: Bartholomaios I. ruft „Jahr der Sorge um die Jugend“ aus
Bartholomaios I. formulierte in seiner Weihnachtsbotschaft eine scharfe Abrechnung mit der Gegenwartskultur. Auch heuer werde das Weihnachtsevangelium in einem kulturellen Umfeld verkündet, dessen höchster Wert den „individuellen Rechten“ zugeschrieben werde. Die Selbstbezogenheit und der Betrug der Selbstverwirklichung würden den Zusammenhalt der Gesellschaft vermindern, den Geist der Geschwisterlichkeit und Solidarität schwächen und die zwischenmenschlichen Beziehungen verdinglichen. Wörtlich stellt der Erzbischof von Konstantinopel, dem „Neuen Rom“, fest: „Die uneingeschränkte Betonung von Wirtschaft und Säkularisierung vertiefen das existenzielle Vakuum und führen zur Minderung der kreativen Kräfte des Menschen“. Die Kirche könne diese Entwicklungen nicht ignorieren, deren Konsequenzen durch die Mechanismen der neuen Technik und die vielfältigen Versprechungen der „falschen Paradiese“ vor allem die Jugend betreffen. Die Kirche sei „nicht von dieser Welt“, aber sie dürfe sich auch nicht von der geschichtlichen und gesellschaftlichen Realität isolieren. Vielmehr sei es ihre Aufgabe, wie der Gute Samariter die Wunden mit „Öl und Wein“ zu lindern, zeitgenössische „kulturelle Krankheiten“ zu heilen und Geist und Seele der Leute zu erleuchten, so Bartholomaios I.
Dialogische Seelsorge
Der Ökumenische Patriarch plädiert im Hinblick auf das „Jahr der spirituellen Erneuerung und der Sorge um die Jugend“ für eine „dialogische Seelsorge“ mit Vorstellungskraft und Vision, mit unerschütterlichem Glauben an die Gnade Gottes und Vertrauen in die Kraft menschlicher Freiheit. Dieser seelsorgliche Dienst sei auf die Personen ausgerichtet und müsse jungen Menschen helfen, an Stelle der „Vertretung der eigenen Interessen“ und der „Selbstgefälligkeit“ nach einer Liebe zu suchen, die „nicht sich selbst sucht“ und „Gott gefallen will“. Es gehe um die Abwendung von den „materiellen Gütern“ und die Hinwendung zu „dem Einen, der wahrhaft gut ist“, um die Abwendung von den „endlosen Bedürfnissen“ zu dem „Einen, der wahrhaft notwendig ist“.
Die Grundlage der Weckung des christlichen Gewissens bleibe die Erfahrung und das Verständnis der Bedeutung des christlichen Gottesdienstes, auch in seinem gemeinschaftlichen und eucharistischen Charakter, unterstreicht Bartholomaios I. Junge Leute müssten erkennen, dass die Kirche nicht „ein Verein von Christen“, sondern der „Leib Christi“ ist. Der Patriarch appelliert an seinen Klerus, nicht darauf zu warten, dass die jungen Leute kommen, sondern zu ihnen „hinauszugehen“, „nicht als Richter, sondern als Freunde, in der Nachfolge des Guten Hirten, der sein Leben für die Schafe gibt“. Ein Hirte müsse immer aufmerksam sein im Hinblick auf die pastoralen Nöte der Jugend und ihr gesellschaftliches Umfeld. Sein Handeln müsse sich aus der Tradition der Kirche speisen und den jungen Menschen nicht nur „Unterstützung“ bieten, sondern die „Wahrheit der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat“.
(kap – mg)
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