„Ich habe die Liebe Gottes angenommen“ - die Geschichte von Tone Planinšek
Jesus lade jeden ein, „in sein Leben einzutreten, um Zärtlichkeit zu erfahren“ und so „Erleichterung und Erquickung“ für andere zu werden. Der Ort, an dem Kranke Erleichterung erfahren, ist auch die Kirche, die zunehmend zum „Gasthaus“ des barmherzigen Samariters werden will, der Christus ist. Der Papst unterstreicht (nicht nur in dieser Botschaft) immer wieder die entscheidende Rolle der Mitarbeiter im Gesundheitswesen. In unserer Geschichte lernen wir Tone Planinšek kennen. Körperlich eingeschränkt, lässt er uns an seiner Erfahrung teilhaben, wie er die Nähe und „Gesundheit“ Gottes erlebt hat.
Jože Potrpin - Ljubljana
Erfahren wir mehr über Tone Planinšek, dessen Geschichte Ausdruck des Geistes ist, in dem die Kirche den Tag der Kranken begeht: „Das Leiden kann sowohl ein Segen als auch ein Fluch sein“, sagt er uns. „Es hängt davon ab, wie wir es annehmen. In den Prüfungen, die jedes menschliche Leben begleiten, trägt das Leiden zum spirituellen Wachstum bei, und so wird das Leben geistlich bereichert. Es kann auch lästig sein, wenn wir es als göttliche Strafe betrachten. Aber das Leiden ist ein Geschenk Gottes, welbst wenn wir Angst davor haben. Für uns ist es bedeutsam, weil wir den Weg kennen, auf dem Maria uns hilft, Jesus nachzufolgen und keine Fehler zu machen. In Lourdes wählte sie eine einfache, arme und oft kranke Schäferin namens Bernadette. Auch diese litt sehr, wegen der Verhöre und Erniedrigungen. Jesus hat in der Tat die Armen ,Erben des Himmelreiches‘ genannt.“
Ein gesunder Geist in einem körperlich eingeschränkten Körper
Doch kann ein kranker und körperlich behinderter Körper auch einen gesunden Geist beherbergen? „Ich wurde als gesunder Junge geboren, als erstes von sieben Kindern einer Bauernfamilie. Als ich noch nicht einmal ein Jahr alt war, bemerkte man, dass sich wegen einer Rachitis mein Rücken zu krümmen begann. Bis ich in die Grundschule kam (damals besuchte man in Slowenien die acht Jahre dauernde Grundschule ab dem Alter von sieben Jahren), wanderte ich von einem Krankenhaus ins nächste. Ich besuchte die Grundschule in meinem Geburtsort und später dann die Berufsschule im Institut für die Ausbildung junger Menschen mit Behinderungen. Dort absolvierte ich eine Schneider-Lehre. Danach habe ich dann mit der Arbeit begonnen. Es war nicht einfach, in der Lederfabrik angestellt zu werden. Zuerst hatte ich Schwierigkeiten wegen meiner Größe, ich bin nur 130 Zentimeter groß. Später arbeitete ich aber mit Spezialmaschinen und verschiedenen anderen Werkzeugen. Ich wurde auch zum ,Innovator des Jahres‘ ernannt. Nach zwanzig Jahren Arbeit ging ich wegen häufiger gesundheitlicher Probleme vorzeitig in den Ruhestand. Aber im Ruhestand habe ich mich nicht hängenlassen. Ich habe mich in der Interkontinentalen christlichen Gemeinschaft für Menschen mit gesundheitlichen Nachteilen (Frater) engagiert. Außerdem bin ich journalistisch tätig. Viele Jahre lang war ich auch Mitglied des Pfarrpastoralrates und habe mehrmals Firmlinge betreut.“
Die kleinen Sonnen
„Alles begann mit dem Glauben, im ganz traditionellen Sinn. Danach begann er in mir weiter zu wachsen, ich begann auch, etwas Spirituelles zu lesen und habe am Katechismus für junge Menschen teilgenommen. Während der Berufsschule erfuhr ich, was für einen Sinn der Glaubens im Leben hat. Wegen eines Buches, das vom katholischen Verlag Družina per Post an die Adresse des Instituts geschickt wurde, wurde ich fast aus dem Institut ausgeschlossen. Wir konnten auch die Messe nur im Geheimen besuchen. Während dieser Zeit hätte ich dem Glauben abschwören können, aber ich habe ihn nur noch stärker angenommen. Ich fing auch an, mich zu fragen, warum ich leide. Warum leiden die Menschen? Durch Meditation und spirituelle Lektüre kam ich zu der Erkenntnis, dass dies meine Mission ist. Auch Jesus hat gelitten. Durch Leiden hat er die Welt erlöst. Deshalb bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Leiden die höchste Art von Liebe ist; sonst hätte Gott eine andere Art gewählt. Nun, da zu meinen Behinderungen weitere Schmerzen und Probleme hinzugekommen sind, opfere ich all dies Jesus für einige konkrete Intentionen auf. ,Schon das Leiden an sich drängt uns in den Himmel. Aber es wird nicht ohne unsere Mitarbeit funktionieren‘, schrieb mir ein Priester vor Jahren. Er hatte auch viel gelitten. Kurz gesagt, ich habe Gottes Liebe in meinem Herzen empfangen. Manchmal bekomme ich gesagt, dass ich eine richtiggehende Sonne bin, eine kleine Sonne oder ein Lichtstrahl.“
Behinderung kann auch ein Privileg sein
„Häufig begehen die ,Gesunden‘ den Fehler, dass sie an Stelle des behinderten oder kranken Menschen das tun wollen, was er selbst tun kann beziehungsweise tun muss. Das beginnt bereits in der eigenen Familie. Ich hingegen habe zu Hause noch nie gehört: ,Du kannst das sowieso nicht machen. Das musst du nicht tun, wir machen das für dich.‘ Aber es ist genauso wahr, dass wir Kinder uns gegenseitig geholfen haben. Jeder hat die Pflicht, das zu tun, was er kann, und nur für das, was ihm unmöglich ist, um Hilfe zu bitten. Behinderte sind also nicht weniger fähig als andere. Mir scheint es angemessener, sie als Menschen mit einer besonderen Mission zu bezeichnen. Ich denke an den Auftrag, den Gott uns gegeben hat, und er hat ihn jedem Menschen gegeben. Eine Behinderung kann ein Privileg sein, wenn wir sie als Geschenk Gottes annehmen, das uns hilft, den Weg der Heiligkeit zu gehen. Ja, für viele Menschen ist der behinderte Mensch eine kleine Sonne, wenn für diesen die Behinderung keine Last ist, sondern er sich selbst als Mensch mit seinen Talenten sieht. Das sind tatsächlich kleine Sonnen, und ich kenne viele von ihnen.“
Er hat seine besondere Mission gefunden
„Manchmal braucht es nur Ermutigung, damit eine Person das Beste aus sich herausholt. Wir körperlich benachteiligte und kranke Menschen sind nicht nur Menschen, die Hilfe und Mitgefühl erhalten, sondern wir können auch geben. Einem anderen Menschen nützlich zu sein macht mich glücklich. In meinem Fall geschah dies bereits 1975 während des großen Treffens der Kranken und Behinderten im Marienheiligtum von Brezje. Damals kam ich mit der Interkontinentalen christlichen Gemeinschaft für Menschen mit gesundheitlichen Nachteilen (Frater) in Kontakt und habe damit meinen eigenen Weg gefunden. Zur gleichen Zeit habe ich die Zeitschrift Prijatelj (Freund) kennengelernt. Ich habe an zahlreichen Treffen, Wallfahrten, Exerzitien, vielen Gebetswochenenden, Ferienfreizeiten, Silvesterfeiern und Ausflügen teilgenommen. Manchmal habe ich auch Ausstellungen von Kunsthandwerk organisiert, oder Konzerte und runde Tische zu verschiedenen Themen mit interessanten Gästen. Ich nahm mehrmals als Vertreter Sloweniens bei europäischen oder internationalen Kongressen der Gemeinschaft Frater teil. Ich habe auch in verschiedenen Pfarreien und Gruppen wie beispielsweise den Pfadfindern meine Geschichte erzählt... 2009 wurde ich zum Leiter der Christlichen Gemeinschaft für Menschen mit gesundheitlichen Nachteilen in Slowenien gewählt. Das bin ich auch heute noch.“
Fotografien sagen mehr als tausend Worte
„Wichtig ist es, die Talente, die wir haben, zu entdecken und zu fördern. Trotz mancher Einschränkungen sind es vielleicht sogar mehr, als wir denken. Das Fotografieren ist meine größte Freude, und das schon seit der Grundschule. Ich habe diese Freude mit dem Nützlichen verbunden und aus diesem Grund fotografierte ich immer mehr Szenen aus dem Leben der Gemeinschaft Frater. Ich habe die Fotos in der Zeitschrift Prijatelj (Freund), in der Wochenzeitschrift Družina (Familie), in der Monatszeitschrift Ognjišče (Focolaio) und auch in anderen Medien veröffentlicht. Ich habe beispielsweise zwei sehr schöne und auch intensive Fotos geschossen, als Erzbischof Alojzij Šuštar allein im Presbyterium in seinem Rollstuhl zurückblieb, während die anderen Fotografen nach Abschluss der Zeremonie den Politikern nachjagten. Während der beiden Apostolischen Reisen von Papst Johannes Paul II. nach Slowenien war ich auch der offizielle Fotograf für die Zeitschrift Prijatelj (Freund). Jetzt ist mir wegen meiner Krankheit meine Fotoausrüstung zu schwer, und deshalb nehme ich nicht mehr an großen Veranstaltungen teil.“
Das Motto von Frater: „Steh auf und geh“
„Diesen Satz sagte Jesus vor zweitausend Jahren zu einem Geheilten. Diese Worte gelten auch heute noch für körperlich beeinträchtigte Menschen. Ich habe oft gesagt, dass gute Dinge, die wir Behinderten tun, auch in die Medien gelangen müssen, damit wir nicht mehr nur als ,arme Geschöpfe‘ dargestellt werden. Ich habe angefangen, verschiedene Veranstaltungen zu beschreiben, vor allem solche, an denen auch Behinderte und Kranke teilnahmen. So kam ich schließlich zu Radio Ognjišče, wo ich seit 25 Jahren eine Sendung mit dem Titel „Steh auf und geh“ vorbereite. Das Radio selbst wurde nur ein Jahr zuvor gegründet. Hier habe ich sicherlich genauso viele Zuhörer wie in einer großen Gemeinde.“
Ein Programm, das guttut und ermutigt
„In meinem Programm wende ich mich an die Menschen, die in einer ähnlichen Situation wie ich sind. Wer könnte ihnen besser helfen als einer von ihnen, einer, der sich mit ihnen identifizieren kann und ähnliche Erfahrungen wie sie gemacht hat. Ich bereite dieses Programm mit meinem Herzen, aus meinem Innersten heraus, vor. Die Sendung dient aber nicht dazu, zu trösten, sondern soll mit ihrem Inhalt vor allem Kranke, Behinderte und alle Leidenden dazu ermutigen, in die Zukunft zu schauen und sich zu fragen, wozu die Krankheit oder Behinderung dienen kann.“
Ein Schlusswort
Kranke und Behinderte sollten nicht nur als hilfsbedürftig angesehen werden, sondern vor allem als aktive Menschen, Träger einer Mission im Glauben und in der Hoffnung, Zeugen der Wunder der Liebe und der österlichen Freude.
(vatican news)
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