Coronavirus: Norditalienische Diözesen sagen Messen ab
Nach den Diözesen Mailand und Padua hat nun auch das Patriarchat von Venedig sowie das Bistum Turin bis einschließlich kommenden Sonntag sämtliche Gottesdienste ausgesetzt. Das gelte auch für Taufen, Erstkommunion und Firmungen. Stattdessen sollten die Gläubigen sich dem persönlichen Gebet widmen und eventuell Gottesdienstübertragungen in den Medien mitfeiern. Beisetzungen, jedoch ohne Messfeier, können weiterhin im engsten Familienkreis stattfinden.
Mailands Erzbischof Mario Delpini erließ die einstweilige Gottesdienstpause bis auf weiteres. In einer Erklärung bat er um Verständnis und warnte vor Alarmismus. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt er:
„Ich teile diesen allgemeinen Alarmismus nicht. Es werden zu viel Ängste geschürt. Auf der anderen Seite verstehe ich natürlich, dass es psychologisch nicht einfach ist, damit umzugehen. Eine große Verantwortung tragen die Medien, die darüber berichten. Was nicht geht, ist mit einer Angstkampagne den Alltag der Menschen unmöglich zu machen.“
Gottesdienste im Radio oder Fernsehen nutzen
Gläubige werden angehalten, Radio- oder Fernsehübertragungen von Gottesdiensten zu nutzen.
„Ich denke, wenn man sich an die Anordnungen der Behörden hält, dann trägt jeder dazu bei, dass Ruhe einkehrt. Wir halten uns an das, was die örtlichen Autoritäten vorschreiben in Sachen Versammlungsanordnung. Da wir zum größten Teil nach dem ambrosianischen Ritus feiern, gibt es bei uns nicht die Feierlichkeit des Aschermittwochs.“
Die Mailänder Caritas versucht derweil, jenen zu helfen, die durch die Anordnungen mit Beeinträchtigungen rechnen müssen. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan Luciano Gualzetti, Direktor von Caritas Ambrosiana.
„Wir versuchen, alle unsere Dienstleistungen anzubieten. Selbstverständlich versuchen wir alle möglichen Bedingungen zu erfüllen, die die Behörden von uns erwarten. Als Beispiel will ich unsere Caritas-Mensa nennen. Dort prüfen wir, wie wir den Hilfsbedürftigen beistehen können, ohne Unannehmlichkeiten zu verursachen.“
Auch die Verpflegung von Flüchtlingen in den Caritas-Zentren sei derzeit eine große Herausforderung, so Gualzetti.
„Selbstverständlich halten wir an diesen Zentren fest. Es wäre ja noch schlimmer, wenn wir die Aufnahmezentren schließen und die Betroffenen auf die Straße schicken würden.“
Vorsichtsmaßnahmen auch in Turin
Kein Karneval in Venedig
Venedigs Erzbischof Francesco Moraglia rief in einer auf der Diözesanwebsite veröffentlichten Botschaft dazu auf, „als verantwortungsbewusste Bürger zu handeln“. Gleichzeitig sagte er sämtliche Pastoralbesuche ab; auch Versammlungen in Pfarren und anderen Einrichtungen bleiben vorerst ausgesetzt.
Wie die Diözesen am Sonntagabend auf ihren Websites mitteilten, folgen sie damit Anordnungen des Gesundheitsministeriums in Rom sowie der Regionalverwaltungen der Lombardei und Venetiens. Darüber hinaus sind in den betroffenen Diözesen sämtliche Versammlungen in Kirchengemeinden und Diözesanverwaltungen abgesagt sowie Vorlesungen und Prüfungen in kirchlichen Hochschulen. Beerdigungen und Hochzeiten können den Angaben zufolge stattfinden, allerdings nur im kleinen Familienkreis. Die Zahl der Infizierten lag am Montagmittag bei mehr als 165, damit ist Italien europaweit das Land mit den meisten bestätigten Krankheitsfällen. Die meisten Infizierten kamen aus der Lombardei, wo zehn Gemeinden in der Provinz Lodi zu Sperrzonen erklärt wurden. Auch in Venetien wurde bereits eine Gemeinde abgeriegelt, des weiteren bleiben Schulen, Universitäten und Museen geschlossen; auch der Karneval von Venedig, der bis Dienstag gehen sollte, wurde vorzeitig beendet.
(vatican news/pm/kna – mg/sst)
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