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 Mauricio Lopez Mauricio Lopez 

„Lockerung der Zölibatspflicht wird kommen“

Der Generalsekretär des länderübergreifenden kirchlichen Netzwerks Repam (Red Eclesial Panamazonica) sieht das Papstschreiben zur Amazonien-Synode als Bestätigung des bisherigen Weges.

„Er hat das Schlussdokument der Synodenväter in der Einleitung der Exhortation ausdrücklich vorgestellt und eingebunden“, sagte Mauricio Lopez im Interview der Nachrichtenagentur Kathpress. Das ermögliche es, „an allem festzuhalten“, was bei der Synode im vergangenen Oktober beschlossen worden sei.

Obwohl der Papst - anders als im Schlussdokument der Synodalen vorgeschlagen - keine konkreten Schritte zur Lockerung des priesterlichen Zölibats im Amazonasgebiet unternommen hat, sei er nicht enttäuscht, so Lopez. Er sehe „vielmehr eine Einladung, weiterhin Wege und Kanäle einzurichten“, die zu einem solchen Schritt führen könnten. „Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass es dazu kommen wird“, betonte der Mexikaner. In den katholischen Ostkirchen etwa stehe das Priesteramt Verheirateten jetzt schon offen. „Wir reden also über etwas, das bereits existiert.“

„Weiter Blick für die gesamte Wegstrecke“

Im Schlussdokument zur Amazonien-Synode hatten sich die Synodenväter dafür ausgesprochen, dass die Bischöfe im Amazonasgebiet die Voraussetzungen dafür schaffen sollten, in Gemeinden ohne ausreichende pastorale Versorgung auch entsprechend ausgebildete Familienväter zu Priestern weihen zu können, nachdem sie zuvor Diakone waren. Auf diesen und weitere Vorschläge geht der Papst in seinem am Mittwoch veröffentlichten Schreiben „Querida Amazonia“ (Geliebtes Amazonien) nicht explizit ein.

Aufgabe von Repam sei es, den Prozess der Synode mit einem weiten Blick für die gesamte Wegstrecke zu begleiten, sagte Generalsekretär Lopez zu Kathpress: „In diesem Sinne sehen wir in den Ausführungen von Franziskus keinen Widerspruch zu dem, was bisher geschehen ist. Er erwähnt alle grundlegenden Einsichten, die wir beim gemeinsamen Hören auf die Stimme Amazoniens gewonnen haben. Der Papst tritt entschlossen für die Rechte der indigenen Völker ein, für interkulturellen Dialog. Und er reflektiert einen Ansatz zur kirchlichen Ämterfrage, der Schritt für Schritt neue, progressive Wege eröffnet.“

„Wenn wir keinen Erfolg haben, steht die Zukunft des ganzen Planeten auf dem Spiel“

Für die amazonische Kirche sei die Synode eine Ermutigung, weiter an der Seite der Notleidenden zu stehen und für die Bewahrung der Schöpfung zu kämpfen, sagte der Repam-Generalsekretär. „Wenn wir keinen Erfolg haben, steht die Zukunft des ganzen Planeten auf dem Spiel.“

Oberste Priorität habe für Repam nun „die Rückkehr in die betroffenen Gebiete“, kündigte Lopez an. In den vergangenen Monaten sei das Netzwerk sehr stark in die Synodenarbeit eingebunden gewesen. In der nächsten Zeit werde es darum gehen, gemeinsam mit allen Beteiligten vor Ort „die große kirchliche Amazonas-Agenda für die nächsten Jahrzehnte“ zu entwerfen. „Wir sind davon überzeugt, dass in diesem unterschätzten Randgebiet das Potenzial steckt, um das Zentrum der Kirche zu erleuchten“, so der Repam-Generalsekretär.

„Das Hauptproblem ist die Wegwerfkultur der heutigen Zeit“

Ein nachhaltiger Strukturwandel in der Amazonasregion kann aus Sicht von Lopez nur gelingen, „wenn die dramatische Zerstörung der Umwelt durch die Holz-, Agrar-, Öl- und Bergbauindustrie endlich ein Ende findet“. Nötig dafür sei ein „Paradigmenwechsel in der Entwicklung unseres Planeten“ in Form einer einer weltweiten und grundlegenden Änderung des Konsumverhaltens. „Das Hauptproblem ist die Wegwerfkultur der heutigen Zeit, die der Papst kritisiert - gepaart mit der Vorstellung eines grenzenlosen Wachstums. Der Blick auf Amazonien zeigt schonungslos die Auswirkungen dieses gesellschaftlichen Versagens. Zugleich lässt er uns aber erkennen, dass eine Umkehr möglich ist“, sagte der Generalsekretär von „Red Eclesial Panamazonica“.

Repam wurde 2014 von Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Laien aus dem Amazonasgebiet gegründet - als Reaktion der katholischen Kirche auf die fortschreitende Zerstörung in der Region. Ziele sind "der Schutz des Lebens, der Erde und der Kulturen". Das Netzwerk war maßgeblich an der Vorbereitung der Amazonien-Synode beteiligt.

(kap – sk)
 

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16. Februar 2020, 10:55