Griechenland: „Die Lager sind überfüllt“
So beschreibt Caritas Wien-Generalsekretär Klaus Schwertner die Lebensumstände der Schutzsuchenden im Interview mit der Nachrichtenagentur kathpress. Laut aktuellen Schätzungen sollen allein im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos bis zu 25.000 Flüchtlinge untergebracht sein, ausgelegt ist das Flüchtlingslager für einige tausend Menschen.
Familien mit Kindern müssten in provisorischen Zelten leben, es sei „kalt und dreckig“. „Kaum vorstellbar, wie kleine Kinder hier aufwachsen sollen“, meinte der Caritas-Generalsekretär.
Im Nordwesten Syriens ist fast eine Million Menschen auf der Flucht
Laut Caritas sind allein im Nordwesten Syriens seit Anfang Dezember 900.000 Menschen auf der Flucht; die meisten von ihnen sind Frauen und Kinder. Zudem sei die Flüchtlingssituation in den angrenzenden Ländern - wie Türkei oder Griechenland - sehr angespannt. „40 Prozent der Schutzsuchenden auf Lesbos sind Kinder, 36 Prozent Frauen und nur 24 Prozent Männer“, so Schwertner, der sich seit Donnerstag in Griechenland befindet, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen und Maßnahmen zu planen.
Die österreichische Caritas hilft aktuell vor allem auf Lesbos und Chios, teilte die katholische Hilfsorganisation mit. Konkrete Hilfe erhalten Geflüchtete im Lager „Kara Tepe“ auf Lesbos etwa in Form von Notfallpaketen mit Hygienematerial, Decken und Kleidung und medizinischer Versorgung. Besonders Schutzbedürftige wie Folteropfer, Behinderte und hochschwangere Frauen erhielten psychologische Hilfe, um traumatische Fluchterlebnisse verarbeiten zu können. Familien mit behinderten oder schwer kranken Kindern erhielten ebenfalls Unterstützung: „Wir versuchen diese vulnerablen Gruppen aus Moria herauszubekommen“, erklärte Schwertner.
Nach Integration nun wieder Akuthilfe nötig
Derzeit sei aber vor allem schnelle Hilfe vor Ort gefordert, um die aktuelle Lage zu bewältigen, betonte der Caritas Wien-Generalsekretär. Schwertner appelliert auch an die internationale Solidarität der Europäischen Union und hofft auf eine gemeinsame europäische Lösung. Neuerlich fordert er auch ein Wiedereinsetzen der Resettlement-Programme, um besonders verletzlichen Personengruppen, wie Frauen und Kindern zu helfen und eine legale Möglichkeit für Asyl zu schaffen. Hier müsse Österreich noch mehr Hilfe leisten, betonte Schwertner. Positiv erwähnte er jedoch die bereits zugesagten drei Millionen Euro aus dem Auslandskatastrophenfonds Österreichs für Menschen in Nordsyrien.
Bisher galten die Bemühungen der österreichischen Caritas, die seit 2015 in Griechenland aktiv ist, vor allem der Integration der Flüchtlinge. 26.000 Menschen hätten durch das nationale Shelter-Programm in Athen und Thessaloniki Schutz und Unterkunft bekommen, Kinder besuchen die Schule besuchen und lernen Griechisch. Eltern werden bei Amtswegen unterstützt und erhalten Sprachkurse. Es gibt laut Schwertner auch von Freiwilligen organisierte Essensausgaben.
„Es fehlt an allem“
Die Caritas Österreich, die sich seit Jahren auf den griechischen Inseln, aber auch in der Balkanregion und in und um Syrien für Bedürftige engagiert, stellt nun zusätzlich 50.000 Euro aus ihrem Katastrophenfonds bereit. Schwertner verwies auch auf die große Solidarität in Österreich mit den Flüchtlingen im türkisch-griechischen Grenzgebiet und in den überfüllten Lagern. Allein über eine Facebook-Spendenaktion habe man bereits mehr als 300.000 Euro an Spenden lukrieren können, die direkt in die Hilfe von Betroffenen fließen werde. Trotzdem werde noch wesentlich mehr Hilfe gebraucht, um die Betroffenen zumindest mit dem Notwendigsten zu versorgen. „Es fehlt an allem“, sagte so Schwertner: an Notunterkünften, Trinkwasser und Lebensmitteln.
Seit Ausbruch des Kriegs in Syrien hat die Caritas 180.000 Menschen geholfen. Für weitere Hilfe bittet die Hilfsorganisation um weitere Spenden. Ein Nothilfepaket für Bedürftige vor Ort kostet 30 Euro.
(kap – sk)
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