Coronavirus: Auch islamische Welt wie in Watte
Das gemeinsame Freitagsgebet gehört zu den wichtigsten und am häufigsten besuchten Ritualen des Islam. Eine allgemeine Absage hat es seit Menschengedenken nicht gegeben, berichtet die Agentur Asianews in einem Überblick über die Folgen der Pandemie in den Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit. In einzelnen Fällen hätten sich Gläubige allerdings den Anordnungen der Behörden widersetzt und trotz Versammlungsverbot gemeinsam gebetet.
In Mekka, dem heiligsten Ort des Islam, war der Platz vor der Kaaba, auf dem sich normalerweise viele Gläubige aufhalten, leer und still. In der al-Raihi-Moschee in Riad war nur der Muezzin zu hören, der mit seinem Gesang zum Gebet rief. Einige Mitarbeiter, aber keine Gläubigen, fanden sich ein. Asianews zitiert einen muslimischen Vorbeter mit den Worten, das Gefühl der Leere sei unbeschreiblich, „die Minarette weinen“. In Syrien, das seit neun Jahren vom Krieg zerrissen ist, wurde die Große Umayyaden-Moschee zum ersten Mal seit tausend Jahren für die Gläubigen geschlossen.
Zusatz zum Gebetsruf: Bleibt zuhause
Die Blaue Moschee in Istanbul, der Felsendom in Jerusalem und die Hassan-II-Moschee in Casablanca schlossen zum ersten Mal gleichzeitig ihre Türen. Darüber hinaus hat die rasche Ausbreitung des Coronavirus im Nahen Osten viele Regierungen dazu veranlasst, die gemeinschaftlichen Gebete zu untersagen und die Gebetshäuser zu schließen, während die Gläubigen dazu aufgerufen wurden, zu Hause, bei der Arbeit, in Parks oder auf der Straße zu beten. Einige Moscheen ergänzten daraufhin ihren Gebetsruf mit der Mahnung an die Gläubigen, zu Hause zu bleiben, so Asianews.
In Jerusalem, wo der Felsendom und die nahe gelegene al-Aqsa (die drittwichtigste heilige Stätte des Islam) geschlossen waren, erlaubten religiöse Führer den Zugang zu dem Platz, auf dem die beiden Moscheen stehen. Einige der Gläubigen gerieten dabei in Auseinandersetzungen mit der israelischen Polizei, die versuchte, den Zugang zu limitieren, um Massenversammlungen zu vermeiden.
Pakistanische Muslime trotzen der Seuchengefahr
In anderen Teilen der Welt, unter anderem Kairo, Mogadischu und Karatschi, trotzten die Gläubigen hingegen dem Virus und den damit zusammenhängenden Verboten und drängten in die Moscheen. In Karachi, der größten Stadt Pakistans, waren die Gotteshäuser wie immer überfüllt, berichtet Asianews. Imame hätten von den Mikrophonen aus gerufen: „Wir sind nicht so schwach, dass das Virus unsere Moscheen leeren könnte".
In der ägyptischen Hauptstadt Kairo blieben am Freitag die muslimischen Gebetshäuser geöffnet, aber die religiösen Autoritäten baten die Imame, die Predigten und Gebete zu verkürzen und die Gläubigen aufzufordern, die Gebete von zu Hause aus zu sprechen.
(aisanews – gs)
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