In einer armenisch-orthodoxen Kirche in Istanbul In einer armenisch-orthodoxen Kirche in Istanbul

Radio-Akademie (4): Abenteuer orthodoxes Christentum

Er ist schon seit dreieinhalb Jahrzehnten Priester – aber in all den Jahren musste Radu Constantin Miron kein einziges Mal Messwein kaufen. Wie das geht? Ganz einfach: In der orthodoxen Kirche ist es üblich, dass Laien den Messwein stiften.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Überhaupt wird die Beteiligung von Laien in der orthodoxen Kirche großgeschrieben, erklärt uns der orthodoxe Erzpriester aus Köln im vierten (und vorletzten) Teil unserer Radio-Akademie „Abenteuer orthodoxes Christentum“. Er verweist auf das Wort Liturgie: Es hängt mit dem griechischen Wort laós (λαός) zusammen… und bedeutet „Volk“.

In dem Gespräch geht es auch um das Mönchswesen („eine verrückte Geschichte“) – vor allem aber um verheiratete Priester, die es in der orthodoxen Kirche, anders als in der römisch-katholischen, durchaus gibt. Zwar bestehe der Pflichtzölibat für Priester („ein Priester darf nicht heiraten“), aber verheiratete Männer könnten die Priesterweihe empfangen. Diesen Weg ist auch Miron selbst gegangen.

Verheiratete Priester: „Die Seelsorge ist eine andere“

„De facto sieht es so aus, dass achtzig bis neunzig Prozent der Geistlichen verheiratet sind. Und was mich selbst betrifft, muss ich sagen: Das ist natürlich wie bei jedem Menschen, der einen sehr erfüllenden Beruf hat, nicht einfach, ein Familienleben richtig zu gestalten. Andererseits aber ist die Tatsache, selbst Familie zu haben, für das Gemeindeleben und die Fragen in der Gemeinde, aus meiner Sicht gar nicht genug hochzuschätzen.“

Hier können Sie einen Ausschnitt aus unserem Interview mit Erzpriester Radu Constantin Miron hören.

Das „Vater-Sein auch in der Gemeinde“ führe dazu, dass sich die Menschen „mit allen möglichen Dingen“ an ihn wendeten, berichtet der Erzpriester: Da gehe es um eine gute Schule für die Kinder, oder ob man einen Kredit aufnehmen sollte. „Die Seelsorge ist schon vom Ansatz her eine andere, aber auch die Antworten sind meines Erachtens andere, wenn man Familienvater ist.“

„Man geht anders mit Ehe und Familie um, wenn man selbst davon betroffen ist“

„Vater Constantin“, wie er in seiner Gemeinde genannt wird, will die Lebensweise zölibatärer Priester keineswegs kritisieren. „Ich stelle nur fest, wie anders man natürlich mit Ehe und Familie umgeht, wenn man selbst davon betroffen ist.“

Radu Constantin Miron ist der erste orthodoxe Geistliche an der Spitze der „Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland“ (ACK).

Erzpriester Radu Constantin Miron
Erzpriester Radu Constantin Miron

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(vatican news)
 

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21. März 2020, 13:25