Ägypten: Corona verhinderte öffentliche Ostergottesdienste
Papst-Patriarch Tawadros II., Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche, feierte die Osterliturgie im Wüstenkloster Anba Bischoi mit nur einigen assistierenden Klerikern. Auch die rund 200 Mönche des Klosters konnten den Gottesdienst nur in der TV-Übertragung mitfeiern.
Der Vorsitzende des Medienkomitees des ägyptischen Kirchenrates, P. Rafic Greiche, betonte unterdessen im Gespräch mit der italienischen katholischen Nachrichtenagentur „AsiaNews", die Corona-Krise habe Christen und Muslime in Ägypten einander nähergebracht, wie der Informationsdienst der Stiftung „Pro Oriente" berichtete. „Die Nachbarn helfen einander, die Familien telefonieren miteinander oder sind über die 'Social media' in Kontakt, der Wert der Solidarität wird wiederentdeckt", so P. Rafic. Gerade Jüngere, Christen wie Muslime, seien bereit, für die Älteren Medikamente zu besorgen und einzukaufen.
P. Rafic - ein griechisch-katholischer Priester - würdigte die Entschlossenheit der ägyptischen Regierung im Kampf gegen das Corona-Virus. Schon zwei Tage nach Verkündigung des Pandemie-Status sei die ägyptische Gesundheitsministerin nach China gereist, um die Methoden zur Bekämpfung der Pandemie zu studieren. Die Armee habe Feldspitäler für die von der Krankheit Betroffenen eingerichtet. Auch die großen Infrastruktur-Vorhaben - wie der Bau der neuen Verwaltungshauptstadt Neu-Kairo östlich von Kairo - sei zu 90 Prozent gestoppt, weil die Baustellen „Brutstätten der Ansteckung" seien.
Geschlossene Kirchen, geschlossene Moscheen
Die Behörden hätten nicht nur eine Ausgangssperre verhängt, sondern auch die Schließung der Gotteshäuser veranlasst - der christlichen wie der muslimischen. P. Rafic würdigte, dass diese Maßnahmen auch anlässlich des bevorstehenden Auftakts des islamischen Fastenmonats Ramadan in Kraft bleiben. Öffentliche Versammlungen, auch solche religiösen Charakters, seien weiterhin untersagt. Die ägyptische Bevölkerung respektiere die Maßnahmen, betonte der Vorsitzende des Medienkomitees des ägyptischen Kirchenrates.
Auch wenn die Kirchen geschlossen bleiben müssen, werde in Ägypten tagtäglich die Heilige Messe zelebriert, betonte P. Rafic. Die Gottesdienste der verschiedenen Konfessionen - koptisch, orthodox, katholisch, anglikanisch, evangelisch - würden als Livestream im Internet verbreitet und auch von den Migranten in Europa, Nord- und Südamerika, Australien aufmerksam verfolgt. Zu Ostern konnten die Gläubigen die Messübertragungen auf sechs koptischen Kanälen miterleben, einem ökumenischen Kanal und einem Kanal, der ausschließlich die Gottesdienste von Papst Franziskus verbreite.
Politische Signale
Unmittelbar vor den Ostertagen wurde bekannt, dass die staatliche Prüfungskommission 74 weitere Kirchen und Kapellen als christliche Gotteshäuser anerkannt hatte. Die Behörde bescheinigte ihre Übereinstimmung mit den für eine Legalisierung geltenden Auflagen. Damit steigt die Zahl der im Nachhinein legalisierten christlichen Gotteshäuser auf 1.568. Fundamentalistische Gruppen in Ägypten hatten in den vergangenen Jahrzehnten den ungenehmigten Bau von Kirchen als Vorwand für Ausschreitungen gegen die christliche Minderheit benutzt. Rund zehn Prozent der Bevölkerung Ägyptens bekennen sich zum Christentum, die meisten davon sind orthodoxe Kopten.
(kap - gs)
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