In Ghom, der Heiligen Stadt des Iran In Ghom, der Heiligen Stadt des Iran 

Iran/Vatikan: Hoher Geistlicher dankt Papst für Einsatz in Pandemie

Ein hoher muslimischer Geistlicher im Iran dankt Papst Franziskus für seinen Einsatz zugunsten Armer in der Corona-Pandemie. In einem ungewöhnlichen Schreiben schlug Ayatollah Alireza Arafi, Rektor der Internationalen Universität Al Mustafa in Ghom, dem Papst auch mehr Zusammenarbeit und Erfahrungsaustausch zwischen schiitischen und katholischen Institutionen vor.

Gabriella Ceraso und Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Ghom gilt als die heilige Stadt der Schiiten. Epidemologen zufolge wurde dort das Corona-Virus in den Iran eingeschleppt, mutmaßlich von Pilgern aus China. Das Unglück um die Ausbreitung des Erregers habe nicht nur ganze Nationen, sondern auch Gelehrte und Religionsführer entsetzt, schreibt der Ayatollah aus Ghom dem Papst in einem Brief, aus dem der vatikanische Fidesdienst zitiert. Religionsgelehrte und ihre Studierenden in Ghom und im ganzen Iran seien Franziskus und vielen anderen dankbar für ihren Einsatz zugunsten der Schwächsten inmitten der Pandemie.

Aus der Krise kann etwas Neues wachsen

Nach der Logik der offenbarten Religionen seien Naturkatastrophen „alarmierende Phänomene, die die Menschheit auf die Probe stellen", sie forderten eine Vertiefung der eigenen Ursprünge „und der Möglichkeit der Auferstehung". Dann aber könne in einer solchen Krise „auch ein fruchtbarer Geist des Einfühlungsvermögens und der Hingabe entstehen”, so der iranische Religionsführer an den Papst. Ein richtiger Ansatz müsse dabei „trügerische Gegensätze zwischen Wissenschaft und Religion vermeiden und den führenden Gruppen die Sorge um den sozialen Zusammenhalt vermitteln".

Die Rolle der religiösen Führer und Theologen bestehe in dieser Lage darin, die „Grundlagen des eigenen Glaubens zu stärken, die Gesellschaft zu schützen, das Gebet und die Fürbitte in der Gegenwart Gottes zu fördern", schreibt der muslimische Geistliche an den Papst. Auf diese Weise könne man gemeinsam auch anderen zeitgenössischen Notlagen begegnen. Arafi nennt ausdrücklich „unmenschliche Sanktionen, Umweltkrisen, Krieg, Terrorismus und die Herstellung von Massenvernichtungswaffen".

Mehr Zusammenarbeit erwünscht

Der Ayatollah betonte, im Iran hätten in der Bedrohung durch die Seuche Solidarität und ehrenamtlicher Einsatz zugenommen. Er verwies auf die gute Zusammenarbeit von Krankenschwestern, Ärzten, Studierenden, akademischen Eliten und vielen jungen Menschen „unter der Führung der höchsten Führer der islamischen Revolution". Namentlich auch im akademischen Bereich bestehe der Wunsch, den Austausch von Erfahrungen zu intensivieren und damit ein neues Kapitel der Zusammenarbeit „in der Welt, insbesondere mit den katholischen Institutionen" zu eröffnen.

Corona im Iran: viele Tote

Der Iran ist von der Corona-Pandemie besonders hart getroffen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums starben bisher mehr als 3.400 Menschen an Covid-15, und 55.000 sind infiziert. Medienangaben zufolge hat die Corona-Krise 70 Prozent der iranischen Wirtschaft lahmgelegt, die ohnehin aufgrund politisch motivierter Boykotte leidet. Bis Ende März durften nur Apotheken und Supermärkte geöffnet sein, allerdings hat Präsident Ruhani für die Zeit ab dem 11. April Lockerungen angekündigt.

(vatican news)

 

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06. April 2020, 09:26