Corona-Pandemie im Jemen: Hilfswerke schlagen Alarm
In den überfüllten Lagern gebe es keine ausreichende medizinische Versorgung, kaum Zugang zu Trinkwasser und keine Chance, Abstands- und Isolationsregeln einzuhalten, erklärte das Hilfswerk am Freitag. Hinzu kämen Überschwemmungen in der Region, die die Bevölkerung besonders anfällig für eine Infektionswelle machten. Auch rückten die Kampfhandlungen der Konfliktparteien, die von Saudi-Arabien angeführte Koalition und die jemenitischen Huthi-Rebellen, immer näher an die Camps heran und brächten so die Flüchtlinge zusätzlich in Gefahr. Daher sieht Human Rights Watch die Bevölkerung nunmehr einer doppelte Bedrohung ausgesetzt, die dringend aufgehalten werden müsse.
Gleichzeitig nimmt nach Angaben der Hilfsorganisation die finanzielle Unterstützung für die Region ab. Mehrere Regierungen und internationale Vereinigungen hätten Hilfslieferungen und Zahlungen in den von den schiitischen Huthi kontrollierten Norden des Landes zeitweise ausgesetzt.
Auch Ärzte ohne Grenzen fordert die internationale Gemeinschaft zu schnellem Handeln auf. Die hohen Todeszahlen im Behandlungszentrum der Hilfsorganisation im südlichen Aden deuteten auf eine größere Katastrophe hin, betonte Ärzte ohne Grenzen am Freitag. Zwar liege die Sterblichkeitsrate ähnlich hoch wie in Frankreich oder Italien, allerdings sei der Altersdurchschnitt der Verstorbenen mit rund 40 Jahren deutlich niedriger.
„Was wir in unserem Behandlungszentrum sehen, ist nur die Spitze des Eisbergs, was die Zahl der Infizierten und Sterbenden in der Stadt angeht“, sagte die Projektleiterin des Hilfswerks im Jemen, Caroline Seguin. „Die Menschen kommen zu spät zu uns, um sie zu retten, und wir wissen, dass viel mehr Menschen überhaupt nicht mehr kommen: Sie sterben einfach zu Hause.“ Ein weiterer Hinweis, wie weit sich die Krankheit ausgebreitet hat, sei die Zahl der medizinischen Fachkräfte, die in der Einrichtung selbst wegen des Coronavirus behandelt würden sowie die vielen Erkrankten in den eigenen Reihen. „Das Gesundheitspersonal muss bezahlt und die für seine Sicherheit notwendige Schutzausrüstung organisiert werden“, betonte Seguin. „Das Land braucht dringend mehr Sauerstoffkonzentratoren, um Patienten beim Atmen zu helfen.“
(kna - cs)
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