Russland: „Kirche des Sieges“ bekommt doch kein Putin-Mosaik
Auch die ebenfalls in einer Werkstatt hergestellten Mosaikporträts von Verteidigungsminister Sergej Schoigu und anderer Politiker sollen ihm zufolge nicht verwendet werden. Die Kathedrale, auch „Kirche des Sieges“ genannt, sollte eigentlich am 9. Mai zum 75. Jahrestag des sowjetischen Sieges über Nazi-Deutschland geweiht werden. Wegen der Corona-Pandemie wurde die Feier mit Veteranen des Zweiten Weltkrieges und ranghohen Politikern aber auf unbestimmte Zeit verschoben.
Der Bau der drittgrößter Kirche Russlands im militärischen Themenpark Patriot vor den Toren Moskaus ist ein Prestigeprojekt des Staates. Ursprünglich sollte es in der Kathedrale Darstellungen von Putin, Schoigu, dem Chef des Inlandsgeheimdienstes FSB, Alexander Bortnikow, des Generalstabschefs Waleri Gerassimow und der Präsidenten der beiden Parlamentskammern, Wjatscheslaw Wolodin und Walentina Matwijenko, geben.
Breitere Diskussion über Stalin-Mosaiken nötig
Unterdessen sprach sich Kirchensprecher Wladimir Legoida gegen ein Mosaik mit dem sowjetischen Diktator Josef Stalin in der neuen Kathedrale aus. „Sein Name ist mit viel Unheil im Leben der Menschen verbunden, das nicht aus der Geschichte gestrichen werden kann“, sagte er der Nachrichtenagentur Tass. Laut russischen Medienberichten soll ein Mosaik Stalin mit Generälen und Soldaten bei der Siegesparade 1945 zeigen. Der Kirchensprecher machte sich für eine breitere Diskussion über die Anbringung einer solchen Darstellung stark und verwies auf Kritik aus der Gesellschaft.
Das Gotteshaus mit einer fast 100 Meter hohen goldenen Hauptkuppel bietet nach offiziellen Angaben rund 6.000 Menschen Platz. Es soll der Kirche am Mittwoch in einer schlichten Zeremonie übergeben werden.
Kritik löste neben den geplanten Darstellungen Putins und Stalins auch das Mosaik „Unsere Krim“ aus, das die unrechtmäßige Annexion der ukrainischen Schwarzmeerhalbinsel in die Russische Föderation im Jahr 2014 zeigen soll. Zu der Kathedrale wurde eine „Straße der Erinnerung“ angelegt. Sie ist 1.418 Meter lang; so viele Tage dauerte 1941 bis 1945 der „Große Vaterländische Krieg“ der Sowjetunion gegen Deutschland. Dort sollen Besucher an multimedialen Monitoren die Namen und Fotos aller 33 Millionen sowjetischen Soldaten abrufen können, die im Zweiten Weltkrieg kämpften.
(kap - mg)
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