Covid-19: Armut betrifft auch Industrieländer
Mario Galgano und Marie Duhamel - Vatikanstadt
Ein trauriges Beispiel sei Spanien. Dort berichtet der Madrider Zweig der Caritas, dass sich die Hilfsersuchen während des Lockdowns der vergangenen Wochen verdreifacht hätten. 40 Prozent der Menschen, die an die Tür der Caritasstellen klopften, seien zuvor noch nie dort gewesen. Menschen aus der Mittelschicht seien plötzlich in Armut oder könnten in den kommenden Monaten in Armut geraten, befürchtet Burkhari-de-Pontual.
„Diese Menschen lebten, zumindest in diesen Ländern, bereits mit einem gewissen Gefühl der Herabstufung. Dies hat sich mit der Krise beschleunigt, weil diese Menschen in Kurzarbeit versetzt wurden und sich jetzt noch in diesem Zustand befinden, mit dem Risiko, keine Wohnung mehr zu finden“, erklärt die Präsidentin des CCFD-Terre Solidaire.
Problem „Jugendarbeitslosigkeit“
Auch die Situation junger Menschen, insbesondere derjenigen ohne Schulabschluss und die derzeit in den Arbeitsmarkt eintreten sollten, gebe Anlass zur Sorge. „Viele riskieren, in die Schattenwirtschaft abgedrängt zu werden, was eine extreme Fragilität ihres sozialen Status bedeutet und den Zugang zu Wohnraum einschränkt sowie der Fähigkeit, eine Familie zu gründen und zu unterstützen. Kurzum all das, was die wesentlichen Dimensionen eines menschenwürdigen Lebens ausmacht, bedeutet“, sagt die Professorin an der Fakultät für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften des Katholischen Instituts von Paris.
Die Jugendarbeitslosigkeit werde in den Industrieländern wachsen. Sie existiere bereits in „extrem großem Umfang in den Ländern des Südens“, sagt Sylvie Bukhari-de-Pontual.
Im Besten Falle werden sie zu Tagelöhner, ob sie nun als „Straßenverkäufer, Hausmeister, Putzfrauen, Müllmänner“ arbeiten und so von ihrem täglichen Einkommen leben könnten. Doch zu befürchten sei, dass sie in einem erneuten Ausbrauch einer weiteren Gesundheitskrise wieder arbeitslos würden, so dass es ihnen an Geld fehlen werde, „um selbst für ihre grundlegendsten Bedürfnisse, wie z.B. Nahrung, aufzukommen“.
Nach der sozialen Krise, der Nahrungsmittelkrise
Die Wirtschafts- und Gesundheitskrise ist jetzt schon mit einer Nahrungsmittelkrise einhergegangen. „Die Nahrungsmittelkrise betrifft bereits eine Reihe von Bevölkerungsgruppen und wird in den kommenden Monaten noch viele weitere betreffen. Die Pandemie hat den Transport zum Stillstand gebracht und die Bauern auf ihren Ländern blockiert, ohne ihre Produktion verkaufen zu können. Wenn sie sich in Ländern befinden, die bereits von Dürre, Konflikten oder Naturkatastrophen betroffen sind, werden sie sich in vier bis sechs Monaten in einem Zustand völliger Ernährungsunsicherheit wiederfinden“, warnt die Präsidentin des CCFD-Terre solidaire.
Die Bretton-Woods-Institution mit Sitz in Washington schätzt, dass wegen der Corona-Krise noch weitere zwischen 70 und 100 Millionen Menschen in extreme Armut geraten könnten und von weniger als 1,90 Dollar pro Tag leben müssten. Dies würde die in den letzten drei Jahren erzielten Fortschritte bei der Beseitigung der Armut zunichte machen. Die afrikanische Region des Subsahara könnte am stärksten von der Zahl der neuen Armen betroffen sein, doch die Weltbank sei auch besorgt über die Notlage der Menschen in Indien und ganz allgemein in Asien, berichtet Bukhari-de-Pontual.
Änderungen im Verhalten
Sylvie Bukhari-de-Pontual stellt jedoch mehrere Faktoren fest, die heute Anlass zur Hoffnung auf den Aufbau einer gerechteren Zukunft geben: die Solidaritätsinitiativen, die in den letzten Wochen gefördert wurden, der Wille und die Entschlossenheit einiger junger Menschen, ein mit der Natur „versöhntes“ Leben zu wollen, wohl wissend, dass Erfolg nicht im Konsum liege. Die Präsidentin von CCFD-Terre solidaire stellt den Erfolg der Demonstrationen junger Menschen in den letzten Monaten zum Schutz des Planeten fest. Von dieser Ausgangslage könne etwas Positives für die Zukunft entstehen.
(vatican news)
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