Syrien: Sanktionen verschärfen Lage der Zivilbevölkerung
Kirchenvertreter berichteten über die verschärfte Situation der Zivilbevölkerung in verschiedenen Landesteilen aufgrund der über Syrien verhängten Sanktionen.
Ordensschwestern in Azeir berichten über Hunger
„Die Menschen um uns herum verhungern und sterben an Krankheiten“, berichteten Trappisten-Schwestern im zentralwestsyrischen Azeir gegenüber Asianews. Von ihrem Kloster aus würden sie Zeugen des großen Leids der Menschen in dem kleinen Maronitendorf an der Grenze zum Libanon.
Daran sei nicht etwa das auch in Syrien grassierende Corona-Virus schuld, sondern die allgemeine mangelnde medizinische Versorgung. So seien grundlegende Medikamenten zur Behandlung von Diabetes, Bluthochdruck, Herzkrankheiten und auch Tumorerkrankungen nicht mehr zu finden. Apotheken würden geschlossen, Unternehmen importierten keine Rohstoffe mehr und seien gezwungen, die Produktion von Medikamenten einzustellen. Die syrische Lira werde „stündlich abgewertet“ und Ladenbesitzer verkauften ihre Vorräte nicht mehr, weil die Waren ihren Wert verlören.
Aufgrund von Krieg und internationalen Sanktionen lebten die Syrer damit in einer „unhaltbaren Situation“, so die Ordensfrauen, die auf ein Ende der Sanktionen und internationale Hilfe für die syrische Zivilbevölkerung dringen. Erste Opfer der Sanktionen seien nicht etwa Politiker, sondern „Menschen wie Sie und ich: Frauen, Männer und Kinder.“
Aleppo: Geschäfte schließen, Lebensrettung in Gefahr
Auch in Aleppo träfen die verschärften Sanktionen die Menschen hart, berichtet der maronitische Erzbischof der Stadt, Joseph Tobji, gegenüber dem vatikanischen Fides-Dienst. „Jetzt sagen alle in Aleppo: Wir waren unter den Bomben besser dran“, gibt er die Stimmung in der syrischen Metropole wieder: „Jetzt herrscht in Syrien echter Hunger, und Millionen von Menschen müssen einem angekündigten langsamen Tod ohne Fluchtmöglichkeit beiwohnen.“
Geschäfte und kleine Betriebe würden geschlossen, die Einwohner kämpften ums Überleben. „Diejenigen, die Geld auf Banken im Libanon eingezahlt haben, können es wegen der libanesischen Finanzkrise nicht einmal abheben. Den Krankenhäusern fehlen die für lebensrettende Operationen erforderlichen Medikamente und Geräte. Wenn man in die Abgründe der Nöte und des Leids der Familien sieht, hört man Geschichten, über die man nur weinen kann. Schlimmer kann es nicht werden“, so der Kirchenmann.
Erzbischof wertet Sanktionen als brutales Druckmittel
Er sieht im so genannte „Caesar Syria Civilian Protection Act“, den gezielten Sanktionen der USA gegen Syrien, das Ziel, über bergrößertes Leiden der Bevölkerung einen Regimewechsel in Syrien herbeizuführen. Denn die Maßnahmen dienten nicht dem Schutz der Zivilbevölkerung, sondern verursachten zusätzliches Leid und träfen die ohne schon verletzlichsten Menschen, so Erzbischof Tobji.
Papst wandte sich gegen Sanktionen
Papst Franziskus hatte in seiner diesjährigen Osterbotschaft angesichts der Corona-Pandemie zu einem weltweiten Waffenstillstand und der Aufhebung von Sanktionen aufgerufen.
(asianews/fides – pr)
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