Indien: Kirche verneint Diskriminierung von Dalit-Christen
Dalit-Christen fordern von der indischen Regierung in einem beim Obersten Gerichtshof anhängigen Fall den vorgesehenen Kastenstatus, der ihnen mehr Rechte zuweisen würde. „Dalit-Christen genießen nicht die Freiheit von Dalit-Sikhs und Buddhisten im Land, aber sie genießen auch nicht die Freiheit in der Kirche. Sie werden aus der Hierarchie herausgehalten und als unantastbar angesehen“, sagte Franklin Caesar Thomas, ein Anwalt am Obersten Gerichtshof, gegenüber UCA News.
„Mehrere christliche Dalit-Gruppen aus den Bundesstaaten Tamil Nadu, Andhra Pradesh und anderen Teilen des Landes haben sich in der Vergangenheit bei den kirchlichen Behörden beschwert und sogar an die apostolische Nuntiatur geschrieben, aber das Ergebnis ist gleich Null“, erläutert der Anwalt.
Die christliche Befreiungsbewegung der Dalit schickte im vergangenen September über die apostolische Nuntiatur ein Memorandum an den Vatikan. Der Anwalt Thomas schrieb in einem Brief vom 18. Juli, dass Priester dalitischer Herkunft, die theologisch, moralisch und spirituell ihrer priesterlichen Berufung treu seien, bei der Vorprüfung und der Endauswahl für die Bischofssitze vernachlässigt würden. Er schrieb auch, dass dies gegen das kanonische Recht verstoße, das besagt, dass „sie auch verpflichtet sind, soziale Gerechtigkeit zu fördern und, wie es das Gebot des Herrn vorsehe, den Armen aus ihren eigenen Mitteln zu helfen“ sei.
Bischof erinnert an Möglichkeiten der Priester in Afrika
Der Bischof antwortete dazu, dass der Heilige Stuhl keine Diskriminierung praktiziere. Ein Beispiel hierfür seien die vielen Priester aus den afrikanischen und afroamerikanischen Gemeinschaften, die ohne Rassismus oder irgendeine Ausgrenzung zu Bischöfen, Erzbischöfen und Kardinälen erhoben worden seien. Doch in Tamil Nadu und im indischen Szenario, widerspricht Thomas, würden qualifizierte und verdiente Dalit-Kandidaten aufgrund der Zwänge des Kastendenkens ignoriert und absichtlich vernachlässigt.
Unter 17 katholischen Bischöfen in Tamil Nadu gebe es nur eine Person aus der Dalit-Gemeinschaft, sagte Thomas.
Die Dalit behaupten, dass in einigen Pfarreien von Tamil Nadu getrennte Sitzplätze in Kirchen und getrennte Begräbnisplätze auf Friedhöfen zur Verfügung gestellt würden, während einige Pfarreien getrennte Feste für Dalit-Katholiken abhalten und andere den katholischen Dalit-Prozessionen verbieten, durch ihre Gebiete zu ziehen.
Der Kampf der Dalit-Christen
Der Kampf der Dalit-Christen und auch der Dalit-Muslime um den geforderten Kastenstatus begann, nachdem ein Präsidialerlass von 1950 die Privilegien für Konvertiten, die keine Hindus waren, aufgehoben hatte. Obwohl die Privilegien für Sikhs (1956) und Buddhisten (1990) wiederhergestellt wurden, wurden sie Christen und Muslimen nicht gewährt, und es scheint wenig Hoffnung für sie zu geben, dass dies geändert werde, berichtet UCA News.
Dalits, oder auch Unberührbare genannt, sind die unterste Kaste innerhalb der hinduistischen Gesellschaft. Eine große Zahl von Dalits ist im Laufe der Jahrzehnte zum Christentum und zum Islam konvertiert, obwohl die Religionen in Wirklichkeit nur einen begrenzten Schutz vor gesellschaftlichen Vorurteilen bieten.
Das Wort Dalit bedeutet im Sanskrit „mit Füßen getreten“ und bezieht sich auf alle Gruppen, die einst als unantastbar galten und sich außerhalb des vierstufigen hinduistischen Kastensystems befanden. Regierungsdaten zeigen, dass 201 Millionen der 1,2 Milliarden Menschen in Indien zu dieser sozial benachteiligten Gruppe gehören. Etwa 60 Prozent der 25 Millionen Christen in Indien stammen ebenfalls von Dalit und Stammesangehörigen ab.
(ucan - mg)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.