Irak: Christliche Gemeinschaften fordern Sicherheit und Stabilität
Mario Galgano und Marco Guerra – Vatikanstadt
Im Irak könnte die durch Gewalt erzwungene Auswanderung von Christen ohne ein rechtzeitiges Eingreifen der internationalen Gemeinschaft ihre Präsenz um 80 Prozent reduzieren. Dies geht aus dem Bericht von „Kirche in Not“ mit dem Titel „Das Leben nach Isis, die neuen Herausforderungen für die Christen im Irak“ hervor, in dem die Bedrohungen untersucht werden, denen Christen ausgesetzt sind, die in ihre Häuser in der Ebene von Ninive zurückgekehrt seien.
Die schwierige Rückkehr in christliche Dörfer
Nach der erzwungenen Vertreibung im Jahr 2014, um den Verfolgungen des sogenannten islamischen Staates (IS) zu entgehen, kehrten mittlerweile die Christen in die Dörfer des Nordirak zurück, wo ihre Anwesenheit seit den ersten Jahrhunderten des Christentums bezeugt ist. Die Hilfe von „Kirche in Not“, den Spenden vieler Kirchengemeinde der Welt und anderen internationalen Gebern habe den Wiederaufbau zahlreicher Infrastrukturen – also Kirchen, Häuser, Schulen, Straßen – ermöglicht, aber die christlichen Gemeinschaften in der Region spürten immer noch den Mangel an Sicherheit. Ein Zustand, der durch die Geißeln der Arbeitslosigkeit, die sogar 70 Prozent betrage, Korruption im Finanz- und Verwaltungsbereich, die auf über 51 Prozent beziffert wird und religiöse Diskriminierung noch verschlimmert werde.
Unsicherheit erstes Problem
Das Problem der Unsicherheit und der antichristlichen Gewalt seien real und nicht einfach ein erfundenes Beschweren der irakischen Christen, sagt uns der ursprünglich aus der Ebene von Ninive stammende irakische Priester Don Karam Shamasha:
„Eine erste große Bedrohung geht von den Milizen aus, die leider nicht an die Aufrechterhaltung der Sicherheit in der Region denken. Tatsächlich gibt es immer wieder Einschüchterungen und Forderungen nach Geld. Die Milizen bieten nicht den Schutz, den die Regierungstruppen bieten können. Dann haben wir immer noch die Bedrohung durch die islamistischen Terroristen. Die Milizionäre des Kalifats tauchen gelegentlich in einigen Gebieten auf und töten sowohl Soldaten als auch Zivilisten.“
Es gebe aber auch noch die wirtschaftliche Frage. Die religiöse Diskriminierung schwäche diesbezüglich vor allem die christliche Gemeinschaft, so der Priester:
„Viele Menschen erhalten ihre Gehälter nicht oder verspätet, weil die Einnahmen aus dem Erdölgeschäft drastisch gesunken sind und 90 Prozent der irakischen Einnahmen vom Öl abhängen, aber das ist für alle Iraker ein aktuelles Problem. Doch ist Diskriminierung gegenüber Christen ist auf allen Ebenen zu spüren: Viele, die zum Beispiel an Universitäten sind, werden diskriminiert. Es ist nicht leicht für einen Christen, Spitzenpositionen zu bekleiden, denn sie geben dem Christen nicht jene Stellen, um über andere zu gebieten. Und dann wiederum kann ich Ihnen sagen, dass Sie in meiner Diözese im Nordirak nicht von einer Pfarrei zur anderen reisen können, weil die Hälfte der Diözese unter der Kontrolle der schiitischen Milizen steht, die mit Erlaubnis der Zentralregierung operieren, während die andere Hälfte der Diözese unter die Kontrolle der kurdischen Milizen fällt, die sich auf die Regierung von Irakisch-Kurdistan beziehen, die so genannten Peshmerga. Wir können uns nicht frei bewegen, weil es keine Übereinstimmung zwischen diesen beiden Realitäten gibt.“
(vatican news)
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