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Lebensschützer demonstrierten vor dem Supreme Court in Washington Lebensschützer demonstrierten vor dem Supreme Court in Washington 

US-Bischof: Abtreibungsindustrie zielt nicht auf Wohl der Frauen

Mit Blick auf Abtreibungen im US-Bundesstaat Louisiana hat der US-amerikanische Pro-Life-Bischof Joseph Naumann neben dem Leben der Ungeborenen an das Wohl der Frauen erinnert. Wenn es schon zur Abtreibung komme, solle man zumindest die Gesundheit der betroffenen Frauen schützen, gab er im Interview mit Radio Vatikan zu bedenken.

Der katholische Lebensschutzbeauftragte zeigte sich enttäuscht über die jüngste Entscheidung des obersten Gerichtes in Washington zum strengen Abtreibungsgesetz im US-Bundesstaat Louisana. Das Gericht hatte das Gesetz Ende Juni für ungültig erklärt, das vorsah, dass Ärzte nur noch dann eine Zulassung für Schwangerschaftsabbrüche erhalten, wenn die Klinik im Umkreis von 50 Kilometer ihrer Praxis liegt.

Kritikern zufolge hätte dies eine Schließung von Abtreibungskliniken in dem Südstaat zur Folge gehabt. Befürworter des Gesetzes, darunter die katholische Kirche in den USA, argumentieren dagegen, die lokale Bindung von Ärzten diene im Falle von Komplikationen dem Wohlergehen der Frauen. Bischof Naumann erläutert:

„Wenn die Abtreibungsindustrie tatsächlich um die Gesundheit der Frauen besorgt wäre, würde sie darauf achten, dass Minimalstandards bei der Durchführung solcher Eingriffe eingehalten werden.“ Der Bischof befürchtet, dass mit der Zulassung nicht lokal praktizierender Ärzte für Abtreibungen Gesundheitsstandards nicht mehr eingehalten würden. Mit einer Industralisierung von Abtreibungen sieht er nicht nur das ungeborene Leben gefährdet, sondern auch die Gesundheit der Abtreibenden, wenn der Profit im Vordergrund steht.

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Gesundheit der Frauen schützen

Die Position der Kirche in Frage der Abtreibung sei klar, bekräftigt Bischof Naumann, allerdings gelte es, wenn eine Abtreibung schon nicht vermieden werden könne, auf die Gesundheit der betroffenen Frauen zu pochen: „Wir sind gegen Abtreibung, weil wir glauben, dass sie das Leben eines Kindes wegnimmt - jedes Mal. Aber wir glauben auch, dass wir, wenn abgetrieben werden muss, zumindest die Gesundheit der Mutter schützen sollten.“

Der Lebensschutz-Bischof bezieht sich damit auf die mangelnde Professionalität von Ärzten, die solche Eingriffe vornehmen. Er verweist auf Fälle von Spätabtreibungen und lebengefährliche Eingriffe an Schwangeren in den USA, die die Bischofskonferenz entschieden ablehnt.

„Frauen sind die zweiten Opfer bei Abtreibungen“

Doch nicht nur vor dem Hintergrund illegal und unprofessionell durchgeführter Abtreibungen plädiert er für die Unterstützung von Frauen. Viele Betroffene sähen sich zu Abtreibungen gezwungen, obwohl sie diese eigentlich gar nicht wollten. Es sollte gar nicht erst zu einem solchen schmerzhaften Schritt kommen, unterstreicht Naumann.

„Wir glauben, dass zu großem Teil Frauen die zweiten Opfer bei Abtreibungen sind. Es gibt enormen Druck, der auf sie ausgeübt wird. Die meisten Frauen, die frei entscheiden könnten, würden das nicht tun! Leider wird in der Abtreibungsindustrie viel Profit gemacht. Und mit seiner Entscheidung hat sich das Gericht in Washington auf Seite von Kliniken gestellt, die damit Geschäfte machen wollen.“

Um die Gesundheit der Frauen gehe es bei der Entscheidung des Supreme Court gar nicht vorrangig, sagt der Bischof zu dem Urteil, das viele Frauenrechtler in den USA als Sieg interpretierten. Nach Eindruck von Naumann spielt der Gerichtshof hingegen der Abtreibungsindustrie in die Hände, die vorrangig Geschäfte machen will. Bei den einschneidenden Eingriffen würden gängige medizinische Standards, die sonst im Gesundheitsdienst hochgehalten würden, tendenziell über Bord geworfen, beobachtet er.

Hintergrund

In einer knappen Entscheidung hatten fünf von neun Richtern, darunter vier liberale und ein konservativer, das Abtreibungsgesetz in Louisiana Ende Juni als verfassungswidrig gewertet. Der Entscheid war mit Spannung erwartet worden: im Supreme Court sitzen mittlerweile fünf konservative Richter vier liberalen gegenüber. US-Präsident Donald Trump hatte während seiner Amtszeit zwei der neun Richter ernannt.

(vatican news – pr)
 

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09. Juli 2020, 11:09