Weißrussland: Kirche fordert Wahrheit
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
„Unser Land macht einen schwierigen Moment durch, der leider schon durch Blutvergießen, die Verhaftung Tausender von Zivilisten und brutale Gewalt befleckt worden ist“, so Kondrusiewicz. Gott habe die Menschen frei geschaffen: „Nur die Wahrheit macht uns frei, sagt Christus. Die Menschen haben das Recht, die Wahrheit zu erfahren.“ Das ist eine Aufforderung an Präsident Alexandr Lukaschenka, das tatsächliche Wahlergebnis bekanntzugeben – und seinen Stuhl zu räumen, wenn sich herausstellen sollte, dass die Opposition die wirkliche Wahlsiegerin war.
Anfänglich hatte der aus Polen stammende Kondrusiewicz noch Regierung und Opposition zum Dialog aufgerufen; in seinen neuen Äußerungen geht er einen Schritt weiter, mit deutlichen Vorwürfen an die Regierung. Die katholische Kirche ist zwar nur eine Minderheit in Weißrussland; immerhin stellt sie aber 15 Prozent der etwa zehn Millionen Einwohner, das gibt ihren Worten Gewicht.
Explizit verurteilt der Erzbischof von Minsk „das Blutvergießen auf unseren Straßen“, die „Schläge gegen friedliche Demonstranten“ und die „unmenschlichen Inhaftierungen“: Wer diese „kriminellen Befehle“ gegeben habe, der habe „eine schwere Sünde auf dem Gewissen“. Es könne lange dauern, die jetzt geschlagenen Wunden zu heilen.
Ein Vaterunser am Dienstagabend
Die weißrussischen Bischöfe rufen in einer Erklärung zum Gebet „für unser Land und unser Volk“ und für einen friedlichen Ausweg aus dem jetzigen Konflikt auf; alle Pfarreien sollten in diesem Anliegen eine Messe feiern und gegebenenfalls eine tägliche Anbetung vor dem Allerheiligsten organisieren. Die europäische katholische Friedensbewegung Pax Christi lädt alle Christen ein, am Dienstag, 18. August, um 18 Uhr ein Vaterunser „für Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden in Weißrussland“ zu sprechen.
(vatican news)
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