Weißrussland: „Die Kirche ist sehr vorsichtig“
Viele bezweifeln das offiziele Wahlergebnis, das Lukaschenko mit gut 80 Prozent der Stimmen zum Sieger erklärte; der 65-Jährige schickt sich an, seine sechste Amtszeit anzutreten. Angelika Schmähling vom katholischen Hilfswerk Renovabis zeigt sich im Interview mit unserem Partnersender Domradio überrascht vom Wahlergebnis.
„Dass der Präsident gewinnt, da war ich mir sehr sicher, er hat die letzten fünf Wahlen gewonnen und das war sicher ein gewünschtes Ergebnis, aber ich hätte doch gedacht, dass ihm weniger Stimmen zugeschrieben werden, denn in letzter Zeit hatte sich eine starke Oppositionsbewegung entwickelt. Das Besondere ist, dass dies Bewegung aus dem Internet kommt, aus den sozialen Medien, dahinter steht keine Partei. Das sind Leute, die Freiheit wollen und Neuwahlen wollen."
Haben Sie Sorge, dass die Lage noch weiter eskalieren könnte?
„Wenn man sieht, welche Gewalt da angewandt wird, da habe ich Angst, ja. In den letzten Wochen gab es Proteste und Verhaftungen, es ist eine sehr angespannte Atmosphäre.“
Weißrussland liegt nicht so weit weg von uns, trotzdem bekommen wir nicht so viel mit aus dem Land. Warum?
„Das Land ist immer noch ziemlich abgeschnitten, man braucht immer noch ein Visum, um dort einzureisen. Und es liegt politisch zwischen den beiden Systemen Russland im Osten und die EU im Westen. Dazwischen geht es einfach ein bisschen unter.“
Wie steht die Kirche in Belarus da?
„Die katholische Kirche macht etwa zehn Prozent der Christen im Land aus, im Westen ist sie allerdings sehr stark. Die Kirche ist sehr vorsichtig, sie positioniert sich nicht politisch, das ist zu gefährlich. Die Kirche hat sich mit dem Status quo arrangiert, so kann sie halbwegs gut leben. Es gibt Schwierigkeiten, aber es funktioniert."
Wie werden Sie von Renovabis versuchen, den Menschen vor Ort weiter zu helfen?
„Unsere Förderungen geht weiter wie bisher. Wir unterstützen viele Sozialprojekte der Caritas gerade in Coronazeiten, und wir unterstützen auch die Kirche beim Aufbau und Erhalt ihrer pastoralen Strukturen.“
Das Interview führte Hilfe Regeniter vom Domradio.
(domradio - gs)
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