Belgien: Bischofs-Memorandum zur Regierungsbildung
In dem am Samstag veröffentlichten Schreiben formulieren die Bischöfe eine Reihe von Forderungen, die in ihren Augen nicht verhandelbar sind. Darunter ist der Respekt des Lebens in all seinen Phasen und all seinen ökologischen, sozialen, wirtschaftlichen und ethischen Dimensionen. Bezüglich der Euthanasie hat Belgien eines der liberalsten Gesetze weltweit, was auf katholischer Seite große Sorge bereitet. Ein weiterer Eckpfeiler aller politischen Entscheidungen und Beschlüsse, so die belgischen Bischöfe weiter, müsse die Sorge um Menschen sein, die Armut erfahren – in der Corona-Krise auch in Belgien ein immer größeres Problem.
Solidarität als Basis
Die Covid 19-Pandemie habe „viele Veränderungen im Leben der Menschen bewirkt“, merken die Bischöfe an: „Anders leben ist ein neues Konzept geworden“, heißt es ihrem Memorandum, das die Chance auf einen positiven Wandel hervorhebt. Die Politik müsse diesen Wandel begleiten, so die Bischöfe, die die Parlamentarier darum bitten, „Entscheidungen Vorrang einzuräumen, die dem Leben einen Sinn geben und die es uns, unter Achtung der Überzeugungen eines jeden Menschen, ermöglichen, ,anders zu leben’.“
Als Grundlage der „Gesellschaft von morgen“ nennen die Bischöfe Solidarität – vor allem mit den verletzlichsten Gliedern der Gesellschaft: „Unsere Sorge gilt in erster Linie den Schwächsten, den Kranken und denjenigen, die sich um die kümmern.“ Damit schließen sie isolierte und junge Menschen ohne Perspektive, Arbeitslose und Asylbewerber ebenso ein wie Führungskräfte in Politik und Wirtschaft, die versuchen, auf die Folgen der Pandemie und die damit einhergehende Krise zu reagieren.
Koalitionsverhandlungen ziehen sich
Hintergrund des Memorandums sind Koalitionsverhandlungen über eine neue belgische Regierung, die sich weiter in die Länge ziehen und die von Protesten in der Bevölkerung begleitet sind. Am Montag hatten die offiziellen Unterhändler König Philippe über den aktuellen Stand informiert. Geplant ist ein Bündnis von sieben Parteien mit den Grünen, Liberalen, Sozialdemokraten aus beiden Landesteilen sowie den flämischen Christdemokraten. Die flämischen Nationalisten der N-VA, bei der Wahl im Mai 2019 stärkste Kraft, sowie die faschistische Vlaams Belang sind nicht beteiligt, was für Unmut sorgte.
(cathobel/vatican news – pr)
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