Die berühmte Madonnenstatue im Heiligtum Harissa, Libanon Die berühmte Madonnenstatue im Heiligtum Harissa, Libanon 

Libanon: „Papstappell ermutigt Menschen zum Bleiben“

Als Ermutigung werten Christen im Libanon den Gebetsaufruf des Papstes für ihr Land. Franziskus hatte am Mittwoch bei seiner Generalaudienz für Freitag einen Fast- und Gebetstag für den von Krisen geschüttelten Staat ausgerufen. Dazu schickt er seinen Staatssekretär, Kardinal Pietro Parolin, nach Beirut.

Im Interview mit Radio Vatikan zeigt sich der maronitische Patriarch Kardinal Bechara Boutros Rai tief dankbar über die Aktion des Papstes; Franziskus habe damit den Gebetsappell von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1987 wieder aufgegriffen, kommentierte er. Als sich am Mittwoch die Nachricht von der Gebetsinitiative verbreitete, habe man prompt alle Gemeinden informiert und über die sozialen Netzwerke zur Teilnahme am Gebetstag aufgerufen, so der Kardinal, viele junge Leute seien mobilisiert worden.

Land in der Krise

Kardinal Parolin dürfte bei seinem Besuch auch Gelegenheit haben, sich mit den im Libanon residierenden katholischen Patriarchen über die Lage vor Ort auszutauschen. Der Libanon wird derzeit von einer beispiellosen wirtschaftlichen und soziale Krise erschüttert, die durch die Corona-Krise und die verheerende Explosion des Beiruter Hafens am 4. August noch verschärft wurde. Auch in der Politik kündigen sich Umwälzungen an: So soll das traditionelle konfessionelle System, das sich als Blockade von Reformen herausgestellt hat, wohl abgeschafft werden. Die Kirche jedenfalls unterstützt die Erneuerung: Die neue Regierung müsse mit „den nötigen außerordentlichen Befugnissen ausgestattet werden, um die erwünschten Reformen durchzuführen, Korruption zu bekämpfen und wirtschaftliches Wachstum freizusetzen“, hieß es in dieser Woche in einer vom maronitischen Patriarchat auf Facebook veröffentlichten Botschaft.

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Trost, Kraft... Neuanfang?

Der Rektor des libanesischen Heiligtums von Harissa ist überzeugt davon, dass der Gebetstag und der Besuch von Vatikanvertreter Parolin den Gläubigen des Libanon Mut machen kann. Den Libanesen hätten die Papstworte vom Mittwoch „viel bedeutet“, so Pater Khalil Alwan im Interview mit Radio Vatikan:

„Wir haben gespürt, dass wir nicht alleine sind, sondern Papst und die Welt im Gebet mit uns sind. Das ist eine Gnade und eine Stärkung für uns, und es ermutigt die Menschen, den Libanon nicht zu verlassen. Viele Menschen denken nämlich derzeit an eine Emigration – das ist eine Gefahr für uns.“

Dass das Land nach 100 Jahren der Ausrufung des Staates Großlibanon (1. September 1920) jetzt politisch so grundlegend im Umbruch sei, bedeute auch eine Chance, zeigt sich der Pater optimistisch. „Wir befinden uns wirklich in einer entscheidenden Phase. Hoffen wir, dass diese Krise eine positive Gelegenheit ist, um auf festen Fundamenten wieder neu aufzubauen.“

Staatspräsident Michel Aoun hatte am vergangenen Wochenende dazu aufgerufen, das konfessionelle System des Libanon zu überwinden und das Land zu einem „Zivilstaat“ zu erklären. „Das gegenwärtige konfessionelle System ist nicht länger gültig und ist zu einem Hindernis auf dem Weg zu jedwedem Fortschritt oder Reform geworden“, sagte er am Sonntagabend in einer Fernsehbotschaft. Die maronitischen Bischöfe forderten derweil eine rasche Regierungsbildung abseits von Parteizugehörigkeiten oder Quoten.

(vatican news – pr)
 

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03. September 2020, 11:35