Syrien/Libanon: „Unglück des einen ist Unglück des anderen"
Die Finanz- und Wirtschaftskrise, die im vergangenen Oktober im Libanon ausbrach, habe auch in Syrien „schwerwiegende Folgen“ gehabt, erinnerte Kardinal Zenari im Interview mit SIR. „Die beiden Länder sind nicht nur durch die Globalisierung, sondern auch geographisch miteinander verbunden. Das Unglück des einen Landes ist das Unglück des anderen, die Leiden des einen sind die Leiden des anderen“, formulierte der Nuntius in Damaskus.
Rückkehr der Flüchtlinge
Zenari verwies zudem auf das Leid der Flüchtlinge: „Es genügt zu sagen, dass bei den Explosionen vom 4. August letzten Monats im Hafen von Beirut auch viele syrische Flüchtlinge ihr Leben verloren.“ Syrien und den Libanon zu retten bedeute auch, Millionen syrischer Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren zu lassen, fuhr er fort: „Sie sind das schwächste Glied in dieser Kette und müssen geschützt werden.“
Armut in Syrien größtes Problem
In der internationalen Wahrnehmung sei der syrische Konflikt in den Hintergrund gerückt, kritisierte der Vatikandiplomat. Kriege, die sich zu lange hinzögen, ereile leider allzu oft der „harte Schlag der Vergessenheit“, so der Kardinal. Dabei sei die Lage in vielerlei Hinsicht schlimmer denn je. Früher sei es darum gegangen, Bomben und Raketen auszuweichen. Mittlerweile stelle die Armut das größte Problem dar, unter der 80 Prozent der Bevölkerung litten. Das hindere die Menschen daran, „Licht am Ende des Tunnels“ zu sehen. Hinzu komme ein Mangel an politischen Gestaltungsmöglichkeiten.
Papst sorgt sich um Syrien
Papst Franziskus sei nach wie vor sehr besorgt um die Lage in Syrien, so Zenari, der am Freitag von Franziskus empfangen worden war. Er erinnerte daran, „dass eine der ersten Gesten seines Pontifikats, das am 13. März 2013 begann, darin bestand, am 7. September desselben Jahres einen Tag des Fastens und des Gebets für den Frieden in Syrien, im Nahen Osten und in der ganzen Welt auszurufen.“ Dies habe die internationale Gemeinschaft „sehr beeindruckt“.
Der Vatikan setze sich inmitten der Gemengelage für eine nachhaltige Lösung ein, versicherte Zenari. Man verfüge über „moralische Waffen“, die eingesetzt würden, um Dialog und Verhandlungen zu fördern.
(sir – pr)
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