D: Jesuiten in Sorge um inhaftierten indischen Pater
Stan „Swamy“, wie der Priester und Menschenrechtsaktivist genannt wird, wurde am letzten Donnerstag unter dem Verdacht maoistisch-terroristischer Propaganda von der indischen Bundespolizei im Bundesstaat Jharkhand festgenommen. Er befindet sich seither in Haft. Seit über 50 Jahren setzt „Swamy“ sich für die Armen und Ausgegrenzten in Indien ein, vor allem Dalits („Unberührbare“) und indigene Adivasi.
Menschenrechtsaktivisten im Fadenkreuz
Die Verhaftung des jesuitischen Aktivisten steht im Zusammenhang mit Ausschreitungen vom Silvestertag 2017 im westindischen Bundesstaat Maharashtra. Damals stießen bei einem Fest Dalits und Angehörige „höherer“ Kasten aufeinander. In Folge dessen wurden bereits 16 Personen verhaftet, darunter die Menschenrechtsanwälte Arun Ferreira und Sudha Bharadwaj sowie die Schriftsteller Vernon Gonsalvez und Varavara Rao.
Pater „Swamy“ wurde seit Juli 2020 bereits mehrfach verhört, teilweise über 15 Stunden ohne Unterbrechung. Dabei ist er 83 Jahre alt und seine Gesundheit ist nicht die beste. Der Jesuit bestreitet seine Anwesenheit bei dieser Versammlung; erst recht bestreitet er Sympathien mit oder Aktionen zugunsten maoistischer Ideologie.
Die deutschen Jesuiten bitten Außenminister Heiko Maaß, sich bei der indischen Regierung für ihren inhaftierten indischen Mitbruder einzusetzen.
Unterstützer im Hungerstreik
Jan Roser, Provinzial der deutschen Jesuiten, erklärt: „Es scheint uns naheliegend, dass der indische Staat die Gelegenheit nützt, ihn und andere wegen ihrer Opposition gegenüber staatlicher Unterdrückung und Benachteiligung von Minderheiten und deren Rechten einzuschüchtern. Pater ‚Swamys‘ Arbeit umfasste etwa die Dokumentation von Machtmissbrauch und Willkür gegen indigene Jugendliche, fälschlicherweise Verhaftete und Gefangengehaltene. Er initiierte beispielsweise stellvertretend Gerichtsverfahren (Public lnterest Litigation) zu Gunsten von 3000 gefangenen lndigenen.“
Die Verhaftung von Stan „Swamy“ hat in Indien landesweit Empörung ausgelöst. Sein Provinzialoberer George Pattery und die Indische Katholische Bischofskonferenz fordern seine sofortige Freilassung. Viele Vertreter von Menschenrechts- und Basisorganisationen sowie andere Unterstützer von Pater „Swamy“ sind im Hungerstreik, um auf seine Situation aufmerksam zu machen.
Schutz für Minderheiten gewährleisten
Im Brief an den Außenminister stellt Pater Roser klar: „Menschenrechtsaktivisten müssen sicher sein, dass ihre Arbeit respektiert und geschützt wird. Auch und gerade in einem großen und komplexen Staat wie Indien, in dem es seit der Machtübernahme der BJP Partei von Ministerpräsident Modi und der zunehmend ungezügelten Agitation von Hindu-Nationalisten zu verstärkter Unterdrückung und Gewalttätigkeit gegenüber Nicht-Hindus und Minderheiten kommt. Es gilt jene zu stützen, die sich weiterhin für Menschenrechte und ein friedliches Zusammenleben der vielen Völker und Gruppen in der Indischen Union einsetzen.“
(jesuiten pm – sk)
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