Jerusalemer Erzbischof: Weltgemeinschaft lässt Palästinenser im Stich
Mario Galgano und Amedeo Lomonaco – Vatikanstadt
Das Abkommen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten, vermittelt durch US-Präsident Donald Trump, habe die Palästinenser noch mehr isoliert, analysiert der Franziskaner. Pizzaballa beklagt, dass die israelisch-palästinensische Frage schon lange nicht mehr auf der internationalen öffentlichen Tagesordnung stehe.
„Die Palästinenser sind schon lange genug isoliert! Jetzt sind sie sogar im Vergleich zur arabischen Welt noch stärker in die Isolation geraten. Wir müssen uns fragen, wie wir vorankommen, wie wir weitermachen können. Solange es keine klare und menschenwürdige Lösung für das palästinensische Volk gibt, kann es im Nahen Osten keine Stabilität geben.“
Faktoren, die die Strukturen im Nahen Osten verändert haben
Auch die libanesische Frage, der Krieg in Syrien und Erdogans Interventionismus machten sehr deutlich, dass sich die Strukturen im gesamten Nahen Osten verändert hätten, so Erzbischof Pizzaballa. „Die wichtigsten Protagonisten dieser Situationen sind die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und der Iran. Dann gibt es noch Russland, die Vereinigten Staaten und China. Der Libanon und Syrien – aber auch der Irak - befinden sich auf einem anderen Schlachtfeld. Und Europa ist so sehr in seine eigenen Probleme vertieft, dass jener Kontinent die internationale Agenda vergessen zu haben scheint.“
Es sei nicht hinnehmbar, die Zwei-Staaten-Lösung jetzt aufzugeben, so Pizzaballa. Die Mauer, „die es gibt und die trennt“, sei auch ein Zeichen der Perspektivlosigkeit: Jetzt sei es wichtig, Politiker zu finden, die eine Vision hätten und Verantwortung übernähmen. „Wir müssen von Neuem anfangen und dabei die Lehren aus der Vergangenheit berücksichtigen, einschließlich der Misserfolge, wie jene von Oslo und der verschiedenen Abkommen. Und das wird Zeit brauchen“, resümiert der Apostolische Administrator.
Pizzaballa erinnert auch daran, dass die Corona-Pandemie im Frühling den Nahen Osten viel weniger betroffen habe als Europa. Doch dann habe es eine beunruhigendere Welle gegeben. Neben dem gesundheitlichen Notstand sieht er vor allem einen sozialen und wirtschaftlichen Notstand. Besonders in den palästinensischen Gebieten, die wirtschaftlich schwächsten im Nahen Osten, sei für viele Familien eine sehr schwierige Situation entstanden.
(vatican news)
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