Polen: Dank für die Worte des Papstes zum Lebensschutz
Christine Seuss und Amedeo Lomonaco - Vatikanstadt
Trotz der strikten Beschränkungen wegen des Coronavirus ist Polen Schauplatz massiver Demonstrationen gegen das Urteil vom 22. Oktober diesen Jahres. Auch an diesem Mittwoch protestierten Demonstranten in mehreren Städten und sogar in Kirchen. Die katholische Kirche hatte erwartungsgemäß die Entscheidung des Verfassungsgerichts begrüßt, nach der die bislang erlaubte Abtreibung von kranken Föten nicht mit der Verfassung vereinbar ist. Nun sind Abtreibungen nur noch in Fällen von Vergewaltigung zulässig - oder wenn das Leben der Frau in Gefahr ist.
Dank der Bischöfe an den Papst
In diesem Klima starker Spannungen trat am Mittwoch der Ständige Rat der Polnischen Bischofskonferenz zusammen. Die Bischöfe zeigten sich dankbar für die Worte des Papstes, der bei seiner Generalaudienz dazu aufgerufen hatte, für den Schutz des Lebens aller zu beten, „besonders der Zerbrechlichsten und Schutzlosesten“. Der Papst erinnerte bei dieser Gelegenheit auch an den heiligen Johannes Paul II. und dessen Appelle „zum Schutz jedes Menschen, von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod“. Johannes Paul (Karol Wojtyla) war Pole; im Mai 2020 wurde der 100. Jahrestag seiner Geburt in der Kleinstadt Wadowice begangen.
Proteste und Gebete
Bischof Artur Miziński, Generalsekretär der polnischen Bischofskonferenz, zeigte sich nach der Sitzung gegenüber Radio Vatikan besorgt über die Störungen von Gottesdiensten durch Demonstranten.
„Die Bischöfe bedanken sich für die Worte von Papst Franziskus, der bei seiner Generalaudienz die Polen an die Lehre der Kirche erinnert hat und daran, dass das menschliche Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod reicht. Wir danken dem Heiligen Vater, der sehr wichtige Worte gesprochen hat.“
Die Kirche in Polen habe mit ihrem Engagement für den Lebensschutz nie hinter dem Berg gehalten, so Miziński mit Blick auch auf eine Erklärung des Vorsitzenden der Bischofskonferenz. Erzbischof Stanisław Gądecki hatte unterstrichen, dass „die Position der katholischen Kirche zum Recht auf Leben unveränderlich und öffentlich bekannt“ sei: „Er betonte auch, was Johannes Paul II. in (der Enzyklika) Evangelium Vitae (von 1995) schrieb: Niemand und nichts kann in irgendeiner Weise zulassen, dass ein unschuldiges menschliches Lebewesen getötet wird, sei es ein Fötus oder ein Embryo, ein Kind oder ein Erwachsener, ein Greis, ein von einer unheilbaren Krankheit Befallener oder ein im Todeskampf Befindlicher. (...) Auch kann sie keine Autorität rechtmäßig auferlegen oder erlauben.“
Betroffen habe sich Gądecki über die Störungen in Kirchen am vergangenen Sonntag gezeigt, so Miziński. „In vielen Kirchen wurden die Gläubigen auch heute am Beten gehindert, und das Recht, ihren Glauben zu bekennen, wurde ihnen gewaltsam genommen. In den Kirchen in Polen wird daher ab sofort ein besonderes Gebet gesprochen werden, in dem Trauer und Probleme bewältigt werden. Ein Gebet des Anvertrauens an Gott, auf die Fürsprache von Maria und Johannes Paul II.“
Kirche immer auf Seite des Lebens
In seinem Abschluss-Statement betont der Ständige Rat der Bischofskonferenz die Notwendigkeit, „Mütter und Familien, die kranke Kinder annehmen und aufziehen“, zu unterstützen. Er äußert darüber hinaus „großen Schmerz“ über die Eskalation der Proteste, darunter „die vulgäre Sprache, die von einigen Protestierenden benutzt wird“, „die Verwüstung von Kirchen, die Schändung heiliger Stätten oder die Behinderung der Durchführung der Liturgie“. Tatsachen, die als „beunruhigend“ eingestuft werden. Es gelte, einen respektvollen sozialen Dialog zu ermöglichen, in dem jeder „ohne Gewaltanwendung“ seine Meinung äußern könne, so die Bischöfe.
„Wir appellieren an Pfarreien, katholische Bewegungen und andere kirchliche Organisationen, konkrete Schritte zu unternehmen, um denen zu helfen, die Unterstützung brauchen, sowohl individuell als auch institutionell. Die Kirche“, so die Bischöfe, „wird immer auf der Seite des Lebens stehen und Initiativen unterstützen, die es schützen“.
Suche nach Auswegen
„In diesem dramatischen Moment“, so die Bischöfe weiter, „bitten wir die Politiker und alle Teilnehmer an der gesellschaftlichen Debatte, die Ursachen der jetzt entstandenen Lage eingehend zu analysieren und im Geiste der Wahrheit und des Gemeinwohls nach Auswegen zu suchen, ohne Fragen des Glaubens und der Kirche zu instrumentalisieren.“ Ihr Dank gelte den Priestern und Laien, „die mutig ihre Kirchen verteidigen“, aber auch den Ordnungskräften: „Die Kirche will für alle offen bleiben, unabhängig von ihrer sozialen und politischen Zugehörigkeit“.
Zu guter Letzt erinnern die Bischöfe an die schwierige Lage des Landes im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie, danken dem Gesundheitspersonal und rufen zur „Solidarität“ und zur Beachtung der Schutzmaßnahmen auf. Sie laden die Gläubigen dazu ein, „zu fasten, Almosen zu geben und für den sozialen Frieden zu beten - mit der Intention, das Leben zu verteidigen sowie der gegenwärtigen Krise und der Pandemie ein Ende zu setzen“.
(vatican news)
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