Frankreich: Angriff auf orthodoxen Priester in Lyon weiter ungeklärt
„Nach dem gegenwärtigen Stand der Untersuchungen gibt es keine Beweise für eine Beteiligung des Mannes an der Tat“, erklärte die Staatsanwaltschaft. Eine Haft sei mit dem psychischen Zustand des Mannes unvereinbar, so die Beamten weiter. Sie rieten dazu, ihn in eine psychiatrische Klinik zu bringen. Es handle sich um einen Obdachlosen, der in der Nähe des Tatortes aufgegriffen wurde, weil die durch Zeugen abgegebene Beschreibung des Täters auf ihn zutraf.
Medienberichten zufolge soll der Priester in der Vergangenheit Streit mit einem Mann gehabt haben. Die mit dem Fall beauftragte Staatsanwaltschaft Lyon leitete ein Ermittlungsverfahren wegen versuchten Mordes ein, bislang sei jedoch keine Antiterror-Ermittlung im Gang, was ein terroristisches Motiv auszuschließen scheint, meldet die Nachrichtenagentur efe.
Kirchenleute sind entsetzt
Der Täter hatte am Samstag gegen 16.00 Uhr in der Nähe einer griechisch-orthodoxen Kirche in der Rue Saint-Lazare im siebten Arrondissement von Lyon zwei Mal auf den Geistlichen geschossen. Dieser wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Der 52-Jährige stammt Medienberichten zufolge aus Griechenland, hat drei Kinder und ist seit 2012 für die Gemeinde zuständig.
Kirchenvertreter in Frankreich reagierten entsetzt und sicherten der orthodoxen Gemeinde ihre Unterstützung zu. Am Donnerstag hatte ein islamistischer Attentäter in der Basilika Notre-Dame in Nizza mehrere Personen angegriffen. Drei Menschen wurden getötet und sechs weitere verletzt. Der Angreifer, ein junger Migrant aus Tunesien, wurde von Polizisten außer Gefecht gesetzt und liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Drei weitere Personen wurden inzwischen festgenommen. Erst vor zwei Wochen war der Lehrer Samuel Paty in Paris von einem Attentäter enthauptet worden, nachdem er im Unterricht Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte.
Frankreichs Premierminister Jean Castex hat die höchste Terrorwarnstufe für das Land ausgerufen. Präsident Emmanuel Macron kündigte an, die Zahl der Soldatinnen und Soldaten zu erhöhen, die Gotteshäuser und Schulen schützen sollen.
(efe/kap/divers - cs)
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