Zukünftiger Kardinal Gregory betont afroamerikanisches Zeugnis
„Ich dachte, dass Gott gut ist und wie dankbar ich dem Heiligen Vater für diese Ernennung war und wie sehr ich mich darauf freue, in seinem Dienst an der universalen Kirche eng mit ihm zusammenzuarbeiten“, gibt Gregory seine ersten Gedanken nach der Nominierung durch Papst Franziskus wieder. Damit habe er überhaupt nicht gerechnet. Jetzt freue er sich auf den neuen Abschnitt „und werde alles tun, worum der Heilige Vater mich als einer seiner Kardinäle bittet.“
Zweite Premiere
Bereits im April vergangenen Jahres hatte Papst Franziskus mit Gregory für eine Premiere gesorgt. Mit dessen Ernennung zum Erzbischof von Washington setzte er erstmals einen Afroamerikaner an die Spitze des wichtigen Hauptstadtbistums. Im Mai 2019 trat der bisherige Erzbischof von Atlanta die Nachfolge von Kardinal Donald Wuerl an, der seinen Rücktritt angeboten hatte. Wuerl war zuvor im Zusammenhang mit dem Bericht über Missbrauchsfälle im US-Bundesstaat Pennsylvania in die Kritik geraten.
Der zukünftige afroamerikanische Kardinal Gregory gilt als durchsetzungsstark und nimmt auch in heiklen Fragen der US-amerikanischen Kirche kein Blatt vor den Mund. Auf seine Zeit als ehemaliger Vorsitzender der US-Bischofskonferenz Anfang der 2000er Jahre geht ein Instrumentarium zur Missbrauchsbekämpfung zurück: die damals vom Vatikan anerkannte „Charter for the Protection of Children and Young People“ schrieb Regeln zur kirchenrechtlichen Bestrafung von Missbrauch und zur Prävention fest und gilt bis heute als Vorbild auch für andere Bischofskonferenzen.
Kritik an Instrumentalisierung der Kirche
Auch in politischen Fragen hat Gregory Kante gezeigt. So kritisierte der Washingtoner Erzbischof die Kirchenbesuche von US-Präsident Donald Trump im Wahlkampfkontext als Instrumentalisierung der Kirche und „Manipulation“. Im Sommer hatte Trump vor einer anglikanischen Kirche in Nähe des Weißen Hauses demonstrativ mit einer Bibel posiert und den Nationalschrein für den heiligen Papst Johannes Paul II. einen Besuch abgestattet. Gregory rügte die plakativen Gesten in einer offiziellen Erklärung, in der er auch die „Kolumbus-Ritter“ kritisierte, die das Johannes Paul-Museum finanzieren.
Gregory hofft, dass seine Ernennung zum Kardinal als „Zeichen der Liebe und des Respekts“ gegenüber den afroamerikanischen Mitbürgern in den USA interpretiert wird – und zwar von allen US-Katholiken. Er würde sich einerseits noch mehr kirchliches Engagement von Afroamerikanern wünschen – so hofft er, dass die Nominierung die afroamerikanische Glaubensgemeinschaft der USA zu noch mehr Einsatz „in ihren örtlichen Pfarreien und Diözesen“ ermutigen kann.
Afroamerikanisches Zeugnis stärken
Parallel dazu wünscht sich Gregory auch insgesamt mehr Aufmerksamkeit für das Glaubenszeugnis afroamerikanischer Vertreter, die die Geschichte der Staatengemeinschaft seit Ankunft der ersten Sklaven grundlegend prägten - wie er im Interview mit Radio Vatikan erinnert. So manche Akte dazu liege ja bereits bei der vatikanischen Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen. Gregory verweist etwa auf den Katholiken und Sklaven Pierre Toussaint (1766-1853), der nach seiner Freilassung in New York Mitte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Werke der Nächstenliebe vollbracht habe. Toussaint war im Dezember 1996 von Papst Johannes Paul II. zum ehrwürdigen Diener Gottes erhoben worden.
Dass sich der Erzbischof von Washington gegenüber Minderheiten in der katholischen Gemeinschaft aufgeschlossen gezeigt hat, betonte zuletzt die „Washington Post“, die Gregory mit Obamas Vizepräsident und dem jetzigen Anwärter auf das Präsidentschaftsamt Joe Biden verglich. Geprägt haben dürfte ihn hier unter anderem seine Zeit in der Erzdiözese Chicago, wo Gregory 1973 zum Priester und zehn Jahre später zum Bischof geweiht wurde. Den Einsatz gegen die Armut, die Todesstrafe und die Umweltzerstörung betrachtet Gregory als wichtige Aktionsfelder der Kirche, neben dem Lebensschutz und dem Einsatz gegen Abtreibung.
(vatican news – pr)
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