Weihnachtsbaum vor der katholischen Kirche der Hl. Familie in Gaza-Stadt Weihnachtsbaum vor der katholischen Kirche der Hl. Familie in Gaza-Stadt  (AFP or licensors)

Heiliges Land: Wenn die Hamas Weihnachten verbietet

Viele Christen sind aufgebracht über Pläne der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen, Muslimen die Teilnahme an Weihnachtsfeiern zu erschweren oder zu verbieten.

„Die Stellungnahme ist eine schwarze Seite in der Geschichte der Bewegung, des Ministeriums und der öffentlichen Verwaltung“, schreibt der für die Beziehungen zu den palästinensischen Behörden zuständige Vertreter der Franziskanerkustodie des Heiligen Landes, Pater Ibrahim Faltas, in einem am Sonntagabend in örtlichen Medien und sozialen Netzwerken verbreiteten Brief.

Ein Dokument des Religionsministeriums in Gaza empfiehlt eine Reihe von Maßnahmen, um die „Interaktion“ von Muslimen mit Weihnachtsfeiern im Gazastreifen zu begrenzen. Unter anderem soll eine Fatwa ausgesprochen und eine Online-Kampagne gegen die muslimische Teilnahme oder Beteiligung gestartet werden.

Er wünsche sich, die Behörden hätten einen ähnlichen Eifer an den Tag gelegt, um statt gegen die Teilnahme von Muslimen an Weihnachtsfeiern gegen die Abriegelung des Gazastreifens oder für die Versöhnung der zerstrittenen politischen Gruppierungen Fatah und Hamas zu mobilisieren, schreibt der Franziskaner in diesem Zusammenhang. Stattdessen mobilisiere Hamas ihre Ressourcen zugunsten weiterer Spaltung, Isolierung und Hass unter den Palästinensern.

„Absurditäten“

Statt Weihnachten als Gelegenheit zu nutzen, der Welt die tolerante, schöne und freundliche Seite der islamischen Bewegung in Gaza zu zeigen, verletze Hamas mit ihrer Haltung, die sich aus einem internen Papier der Bewegung vom 15. Dezember ergibt, sich selbst und Palästina und befremde die gesamte Welt „mit derartigen Absurditäten“. Konkret verwies der Franziskaner auf christliche Hilfsaktionen für Muslime, etwa bei der Öffnung der Geburtskirche während der Belagerung Bethlehems 2002, der Öffnung von Kirchen und christlichen Einrichtungen in Gaza während des Krieges von 2014 und der Nothilfe durch Organisationen wie Caritas oder Catholic Relief Service.

Weihnachten bezeichnete Faltas in seinem Schreiben als „Nationalfeiertag“ der Palästinenser und Fest Bethlehems, an dem der palästinensische Präsident Mahmud Abbas „nicht einmal, sondern dreimal mit den Katholiken, Orthodoxen und Armeniern“ mitfeiere. Wenn Hamas versuche, „Interaktion mit Weihnachten“ zu verhindern, wolle sie „die Kinder eines Volkes daran hindern, das schönste Fest Palästinas zu feiern, das die Aufmerksamkeit von Millionen Menschen weltweit auf sich zieht“.

Nach kirchlichen Schätzungen sind weniger als 1.000 der rund zwei Millionen Einwohner des Gazastreifens Christen. Die große Mehrheit von ihnen ist griechisch-orthodox.

(kna – sk)

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21. Dezember 2020, 10:16