Zentralafrika: Wenn Wahlen Angst machen
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Denn angesichts des Urnengangs von diesem Sonntag wächst die Unruhe im chronisch instabilen Land noch weiter; der Bürgerkrieg, aus dem die fünf Millionen Menschen seit 2013 nie so richtig herausgefunden haben, droht wieder aufzuflammen. Etwa 12.000 UNO-Friedenssoldaten versuchen, die Rebellen, die zwei Drittel des Landes kontrollieren, im Zaum zu halten, aber in diesen Tagen ist das schwierig.
Kaum zu glauben, dass Bangui mal die „spirituelle Hauptstadt der Welt“ war: So nannte sie Papst Franziskus bei seinem Besuch dort im November 2015. „Unsere Lage ist sehr kompliziert“, seufzt der Generalvikar von Bangui, Mathieu Bondobo. „Die Wahlen sollen die Institutionen unseres Landes erneuern, aber sie bringen Gewalt und Unruhe mit sich; bewaffnete Gruppen zeigen den klaren Willen, sich die Macht mit Gewalt zu holen, und davor hat die Bevölkerung Angst, viele fliehen aus den Städten aufs Land. Hier in Bangui herrscht ein Klima völliger Unsicherheit und Angst angesichts unserer Zukunft.“
Eliten ringen um Macht und Reichtum
Seit 2016 ist Faustin Archange Touadéra Staatschef, und er scheint auch bei diesen Wahlen der Favorit zu sein. Doch der frühere Ministerpräsident von Francois Bozizé – das ist der 2013 gestürzte Präsident – fürchtet sich vor einer Rückkehr seines früheren Vorgesetzten. Bozizé wurde zwar nicht zur Wahl zugelassen, doch er hat noch Freunde in Bangui. Nach Bozizés Sturz hatten sich in Zentralafrika muslimische und christliche Milizen bis aufs Messer bekämpft, und immer noch herrscht Unruhe zwischen dem eher christlichen Süden und dem eher muslimischen Norden. Der Konflikt hat aber nicht in erster Linie religiöse Gründe; „entscheidender ist das Ringen um Macht und Reichtum unter den Eliten“, wie die FAZ dieser Tage bemerkte.
„Wir führen einen Dialog mit unseren muslimischen Geschwistern und auch mit den nichtkatholischen Christen. Er heißt ‚Religiöse Plattform‘ und ist ein starkes Zeugnis für das Land. Auf dieser Plattform bemühen wir uns um Einheit und gegenseitige Unterstützung. Viele muslimische Geschwister verurteilen genau wie wir das, was vorgeht; wenn man in der Vergangenheit von einem religiösen Konflikt gesprochen hat, dann war das nicht wahr, und es ist nicht wahr! Das sagen nur die, die uns ausbeuten wollen. Unsere Plattform ist ein deutliches, starkes Modell unseres Zusammenlebens.“
Alle paar Jahre ein neues Friedensabkommen - ohne Erfolg
Der frühere General Bozizé, der seine Macht zurückwill. Touadéra, der sich vor allem mit russischer Hilfe im Sattel hält. Russische Unternehmen, die an den reichen Ressourcen des Landes (auch Uran und Öl) interessiert sind. Die frühere Kolonialmacht Frankreich, die sich weiterhin – auch aus wirtschaftlichen Gründen – für Zentralafrika engagiert. Rebellengruppen, die auch ein Stück vom Kuchen abhaben wollen. Das ist eine explosive Gemengelage. Dabei hat es immer wieder Friedensvereinbarungen gegeben, zuletzt 2019. Aber nach einer Weile sind sie dann nicht mehr das Papier wert, auf dem sie unterzeichnet wurden.
Franziskus hatte 2016 mit seiner gewagten Visite in Bangui versucht, dem Land einen starken Friedensimpuls zu geben. Immer wieder mal ruft er von Rom aus zum Frieden im Herzen Afrikas auf.
„Der Papst ist uns sehr nahe, ihm liegt unser Land am Herzen, das sagt er immer wieder“, sagt Mathieu Bondobo. „Ich erinnere mich an die Umstände seiner Reise; damals herrschte starke Spannung, es war ein schwieriger Moment, so dass manche zweifelten, ob der Papst wirklich kommen würde. Aber er kam! Und er öffnete in Bangui eine Heilige Pforte der Barmherzigkeit. Das vergessen wir nicht – die katholische Kirche und alle Zentralafrikaner haben den Papst ins Herz geschlossen. Was er in dieser Zeit sagt, um der Menschheit Mut zu geben, kommt direkt bei uns an. Und die Bischöfe widerholen derzeit, was er während seiner Reise sagte: dass die bewaffneten Gruppen die Waffen niederlegen und sich um Dialog bemühen sollten, um Frieden zu erreichen.“
(vatican news)
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