In Bangui konnten die Menschen am 27. Dezember noch wählen - anders in der Provinz, wo Rebellen den Wahlprozess gezielt störten In Bangui konnten die Menschen am 27. Dezember noch wählen - anders in der Provinz, wo Rebellen den Wahlprozess gezielt störten 

Zentralafrika: Wirtschaftsinteressen stehen hinter Machtkampf

Die Spannungen zwischen Rebellen und Sicherheitskräften in Bangui steigen, die Angst vor einem Staatsstreich wächst. Das berichtet die Comboni-Missionarin Rosaria Donadoni aus der komplett militarisierten Hauptstadt Zentralafrikas. Ende Dezember wurde gewählt, doch die Lage hat sich nicht beruhigt. Ex-Präsident Bozizé und der bisherige Amtsinhaber Touadéra ringen weiter um die Macht.

Eskalation befürchtet

„Man befürchtet einen Marsch auf die Hauptstadt Bangui“, schreibt die italienische Ordensschwester in einem Bericht, der am Wochenende in der Zeitschrift „Mondo e Missione“ erschien. „Bozizés Ziel, unterstützt von den CPC-Rebellen, ist ein Staatsstreich“, urteilt die in Bangui stationierte Comboni-Missionarin. Die Hauptstadt sei komplett militarisiert, Sicherheitsvorkehrungen hätten zugenommen, UN-Blauhelmsoldaten bewachten die Zufahrtswege. „Außerdem hat Russland, das ein Interesse an den Ressourcen des Landes hat und Touadéra unterstützt, Militärausbilder zur Ausbildung der zentralafrikanischen Armee geschickt“, ergänzt die Ordensschwester. 

Gestörter Wahlprozess

In Bangui hätten es die Menschen noch geschafft zu wählen, aber in der Provinz hätten die Rebellen die Wahllokale zerstört, schildert Donadoni die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen, die in Zentralafrika am 27. Dezember unter widrigen Bedingungen durchgeführt wurden. Bei der Wahl hatte sich Amtsinhaber Faustin Archange Touadéra um eine zweite Amtszeit beworben, die eine neue Allianz von Rebellen versucht zu verhindern. Nach Angaben der UN-Friedensmission im Land (Minusca) werden sie von Ex-Präsident François Bozizé unterstützt, dessen Kandidatur für die Präsidentenwahl kürzlich vom Verfassungsgericht zurückgewiesen wurde.

Ordensfrau sah viele Konflikte

Schwester Donadoni wirkt seit 1991 in der Zentralafrikanischen Republik. Sie hat bereits den blutigen Konflikt zwischen verschiedenen Rebellengruppen im Kontext der Machtergreifung durch Bozizé 2003 und während des Bürgerkrieges 2013 miterlebt, nachdem der damalige Präsident von muslimischen Rebellen der Séléka-Koalition abgesetzt wurde. Zur Zeit des Putsches war die Ordensfrau mehrere Monate im Norden des Landes in Gefangenschaft.

„Seit ich hier bin, erinnere ich mich nur an ein paar Jahre Frieden“

Auf dem Höhepunkt neuer Spannungen 2013 versuchte sie muslimische Bürger zu schützen: „Die Gegner der Séléka, die Anti-Balaka mit angeblich christlichem Hintergrund, suchten nach muslimischen Händlern, um sich zu rächen. Wir versteckten einige von ihnen in der Gemeindekonzession, andere wurden von den Anti-Balaka ergriffen und ihre Kehlen aufgeschlitzt: ihre Köpfe wurden als Warnung auf die Straße gelegt.“ Zentralafrika kennt die Italienerin als ein Land der Spannungen: „Seit ich hier bin, erinnere ich mich nur an ein paar Jahre Frieden".

Politische und Wirtschaftsinteressen

Den Konflikt, der heute wieder offen aufbricht, sieht die Ordensfrau klar durch politische Interessen gelenkt, nicht durch religiöse Gründe: „Das ist ein politisches Spiel. Im Land gibt es viel Gold, im Osten gibt es Diamanten, es gibt Uran und noch nicht gefördertes Öl: Russland ist interessiert, aber es ist nicht das einzige Land mit Interessen...“

Papst Franziskus besuchte die Zentralafrikanischen Republik im November 2015 und eröffnete in Bangui das Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit. Dabei rief er die Rebellengruppen dazu auf, ihre Waffen ruhen zu lassen und den Weg des Dialoges einzuschlagen.

(mondo e missione – pr)
 

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04. Januar 2021, 12:08