Myanmar: Nur Versöhnung ist der Ausweg, mahnt Kardinal Bo
„Frieden ist möglich, Frieden ist der einzige Weg, Demokratie ist das einzige Licht für diesen Weg", erklärte der Kardinal in einem Schreiben von diesem Mittwoch, das die Webseite seines Erzbistums veröffentlichte. Bo forderte dazu auf, jedes weitere Blutvergießen im Land zu vermeiden. Nach dem Militärputsch müssten die Armee und die Partei von Aung San Suu Kyi den Dialog wieder aufnehmen. Der Kardinal appellierte auch an die internationale Gemeinschaft: „Verhängen Sie keine Sanktionen, die Millionen von Menschen in die Armut treiben würden!“
Sein Schreiben richtet sich in erster Linie an das Volk von Myanmar und an die Armee, die sogenannte Tatmadaw. „Ich appelliere an jeden von Ihnen: Bleiben Sie ruhig und lassen Sie sich niemals auf Gewalt ein.“ Es gebe „immer gewaltfreie Wege, unseren Protest auszudrücken". In dem Umsturz sieht der Kardinal das „Ergebnis eines traurigen Mangels an Dialog und Kommunikation und eines Zusammenstoßes verschiedener Visionen. Lassen wir nicht zu, dass der Hass sich ausbreitet in dieser Zeit, in der wir für Würde und Wahrheit kämpfen."
Zwischen den gewählten Autoritäten und dem Militär habe es seit 2015 womöglich „einen Mangel an Dialog“ gegeben, mutmaßt der Kardinal. Die Armee habe „Frieden und echte Demokratie versprochen", und in der Tat sei die Demokratie der Weg, das Gemeinwohl zu erreichen. Vor kurzem hätten Millionen von Menschen für die Demokratie gestimmt, aber jetzt habe die Armee „einseitig die Kontrolle übernommen." Die Welt habe diese Entscheidung verurteilt. Die Vorwürfe der Unregelmäßigkeiten bei der Wahl „hätten im Dialog und in Anwesenheit neutraler Beobachter geklärt werden können", zeigte sich der Kardinal überzeugt.
Gefangene freilassen
Nun habe die Armee die Zusage demokratischer Wahlen gemacht. Das Volk werde nur dann wieder Vertrauen fassen, wenn die Machthaber dieses Versprechen einlösen. Kardinal Bo wiederholte seinen Appell, dem Volk keine Gewalt anzutun. Zugleich bat er darum, „so schnell wie möglich“ die Abgeordneten der Nationalen Liga für Demokratie, aber auch Schriftsteller, Aktivisten und junge Leute freizulassen, die seit Montag verhaftet worden waren. Die Nationale Liga für Demokratie ist die Partei der bisherigen De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi.
Aung San Suu Kyi habe ihr Leben für ihr Volk geopfert, so der Kardinal weiter. Er versicherte der inhaftierten Politikerin und Friedensnobelpreisträgerin seine Nähe und sein Gebet, erinnerte sie aber auch an ihre Verpflichtung, anderen zuzuhören. Die Ereignisse hätten sich „aufgrund des Mangels an Dialog und Kommunikation und der fehlenden gegenseitigen Anerkennung zwischen den Parteien" entwickelt, so der Kardinal.
Aung San Suu Kyi befindet sich nach Angaben ihrer Partei wegen Verstoßes gegen ein Handelsgesetz in Untersuchungshaft. Die Streitkräfte in Myanmar hatten am Montag die Macht übernommen und einen einjährigen Ausnahmezustand über das südostasiatische Land verhängt.
(vatican news – gs)
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