Dschihadisten in Mali Dschihadisten in Mali 

Lösungen für Sahelzone: „Grundlegende Probleme lösen“

Terrorismus, ethnische Spannungen und der Kampf um Ressourcen prägen das Leben in der Sahel-Region. Diesen Montag und Dienstag findet im Tschad ein G5-Gipfel unter Beteiligung Frankreichs statt, um die instabile Lage vor Ort zu verbessern. Darüber sprach Radio Vatikan mit einem Afrika-Experten.

Elvira Ragosta und Anne Preckel - Vatikanstadt

„Die Politik muss sich vor allem auf die grundlegenden Probleme konzentrieren, wie z.B. die Bildung, und Elemente bereitstellen, die eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung zumindest mit Nahrungsmitteln garantieren können.“

Das sagt Enrico Casale, Afrika-Experte der Zeitschrift „Africa“. Er erhofft sich vom G5-Gipfel in N'Djamena eine bessere Koordination der einzelnen Länder für mehr Sicherheit und ein Konzept für wirtschaftliches Wachstum im Sahel – und zwar unter Achtung der natürlichen Ressourcen.

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Nahrungssicherheit und Bildung sind die Grundlage

Im Interview mit Radio Vatikan schlüsselt Casale auf, wie die Probleme der Region zusammenhängen:

„Zunächst einmal ist da der Klimawandel, der die Ressourcen, vor allem das Wasser, reduziert: von hier aus entstehen Probleme wirtschaftlicher Natur. Es kommt zu einer sehr problematischen Entwicklung, zu wachsenden Spannungen, die zu Terrorismus geführt haben. Zahlreiche Terrorgruppen operieren heute im Sahel, einige sind mit dem selbsternannten Islamischen Staat, andere mit dem Al-Qaida-Netzwerk verbunden. Hinzu kommt die organisierte Kriminalität in Form des Drogen-, Waffen-, Zigaretten- und Menschenhandels.“

Die Sicherheit steht so auch im Zentrum des laufenden zweitägigen Gipfels für die Sahel-Region, an dem Staats- und Regierungschefs der westafrikanischen Länder Burkina Faso, Mali, Mauretanien, Niger und Tschad teilnehmen, ebenso der französische Präsident Emmanuel Macron, der per Videokonferenz zugeschaltet ist. Für Dienstagmorgen ist zudem ein Treffen mit den Partnern der seit 2017 bestehenden ,Sahel Alliance' angesetzt, in der alle Länder zusammengeschlossen sind, die Sicherheit und Entwicklung vor Ort vorantreiben wollen und die Hilfe im Kampf gegen dschihadistische Gruppen leisten. Hierbei soll es am zweiten Konferenztag auch eine Videobotschaft des neuen US-Außenministers Antony Blinken geben.

Eine der ärmsten Regionen weltweit

Die Sahelzone ist eine der ärmsten Regionen der Welt, fast die Hälfte der Bevölkerung lebt von weniger als 1,25 Dollar pro Tag. Neben der Herstellung von Sicherheit brauche es für die Region vor allem ein Konzept, um der galoppierenden Armut einen Riegel vorzuschieben, betont der Afrika-Experte Casale.

„Die Probleme sind vielfältig. Die Weltbank spricht von 4 von 10 Menschen unterhalb der Armutsgrenze, 10 Prozent der Bevölkerung leidet an Unterernährung und 40 Prozent der Kinder leiden, weil sie nicht genug zu essen haben, jeden Tag.“

Die Sahelzone sichern und Entwicklung anstoßen

Hilfsleistungen für die lokalen Bevölkerungen durch Nichtregierungsorganisationen werden zugleich durch Gewalt und Terror behindert oder völlig blockiert. Im Jahr 2020 wurden 2.248 Zivilisten getötet, 400 mehr als im Jahr 2019, fand die NGO Acled heraus, die sich auf die Erhebung von Konfliktdaten spezialisiert hat.

Casale von der Zeitschrift „Africa“ lenkt im Interview mit Radio Vatikan den Blick auch auf das Thema Migration. Mehr Stabilität und Entwicklung für die Sahelzone bedeute auch zu verhindern, dass noch mehr Menschen aus Afrika Richtung Europa aufbrechen, gibt er zu bedenken.

(vatican news – pr)


 

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15. Februar 2021, 13:11