Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen 

EU: Bischöfe sprechen über Corona und Migration

Die Bischöfe in der EU rufen angesichts der Corona-Pandemie zu mehr Solidarität der Staaten untereinander auf. Das berichtet der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck im Interview mit Radio Vatikan.

Overbeck hat an der Online-Frühjahrstagung der EU-Bischofskommission Comece teilgenommen; er ist einer der Vizepräsidenten der Comece. Auch nach einer Überwindung der Corona-Krise werde es kein einfaches Zurück zum Status quo von früher geben, glaubt er.

„Es wird eine neue Normalität einkehren, und ein sehr entschiedenes Handeln wird den Schaden begrenzen und ermöglichen, negative Folgewirkungen zu unterbinden. Mir ist aufgefallen, dass wir in dieser Pandemie doch noch mal deutlicher sehen, dass viele Menschen wirklich sozialstaatsbedürftig geworden sind.“

Mittel aus EU-Wiederaufbaufonds gut einsetzen

Die Comece ruft die Staaten in Europa dazu auf, die Mittel aus dem EU-Wiederaufbaufonds gut einzusetzen. „Das heißt: Zum einen müssen wir vor allen Dingen vulnerablen Gruppen und Personen helfen. Zum anderen die Gestaltung der Digitalisierung weiter vorantreiben. Das sind beides wichtige Punkte für die Zukunft.“

Zum Nachhören: Bischof Overbeck (Comece) zu Corona-Krise, Migration und Zukunft der EU

Auch das Thema Schöpfungsverantwortung spielte bei den Gesprächen der EU-Bischofskommission eine Rolle. „Das erzwungene Ausbleiben von Reisen und umweltschädlichen Aktivitäten hat der Schöpfung eine regelrechte Atempause verschafft. Wir sollten, finde ich, für die Zukunft daraus lernen und wissen, dass die EU da mit dem ‚Green Deal‘ einen guten Schritt in die richtige Richtung macht, den wir gern unterstützen.“

„Verhältnisse in den Lagern an den EU-Außengrenzen sind unerträglich“

Was das Thema Migration und Asyl betrifft, wünschen sich die EU-Bischöfe da eine möglichst enge Zusammenarbeit der einzelnen EU-Mitgliedsstaaten. „Als Kirche ist es uns dabei wichtig, auch hier wiederum den Blick auf die vulnerablen Gruppen zu lenken und keinesfalls weiter Verhältnisse zuzulassen, wie wir sie in den Lagern an den EU-Außengrenzen ertragen müssen, zum Beispiel in Griechenland. Das geht nicht!“

Kirche will sich in EU-Zukunftsprozess einbringen

Mit einer Zukunftskonferenz will die EU ihrem Projekt neuen Schwung geben. Overbeck betont, die Kirchen in der Union seien bereit, sich an diesem Prozess zu beteiligen.

„Eine Richtschnur sind uns dabei natürlich die Prinzipien der katholischen Soziallehre. Sie kommen uns dabei sehr zu Hilfe, weil es dabei eben um ein Bild des Menschen mit seiner personalen Würde geht – ausgestattet, um ein freies Individuum zu sein. Ich glaube, genau in diesem Punkt müssen Politik und Gesellschaft solidarisch im Sinn des Gemeinwohls handeln. Welche Vorschläge wir da einbringen, werden wir noch genauer erörtern.“

(vatican news – gs/sk)
 

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19. März 2021, 11:32