Haiti: Kirche fürchtet neue Entführungen
Entführungen haben in letzter Zeit spürbar zugenommen und für den Bischof gibt es keine schnelle oder einfache Lösung für das Problem. „Die Kirche kann nur an die politischen Führer appellieren, für Recht und Ordnung zu sorgen“, sagte er. Bischof Désinord erklärte, dass die jüngsten Entführungen höchstwahrscheinlich das Ergebnis der allgemeinen und weit verbreiteten Gesetzlosigkeit und des Banditentums seien. Entführungen seien in diesem Szenario „einfach ein Weg, um an Geld zu kommen“, obwohl politische Motivationen nicht ausgeschlossen werden könnten.
Die Kirche in Haiti habe eine „prophetische Sendung“ und müsse deshalb die schwierigen Bedingungen anzeigen, unter denen die Menschen lebten. Deshalb sei es durchaus möglich, dass sie einigen Politikern ein Dorn im Auge sei. „Aber wir können es nicht mit Sicherheit wissen“, so der Bischof weiter: „Jeder weiß, dass unsere Politiker kriminelle Banden benutzen, um bestimmte Gebiete zu kontrollieren. Die Grenze zwischen organisiertem Verbrechen und Politik ist eher fließend“.
[ Die Grenze zwischen organisiertem Verbrechen und Politik ist eher fließend ]
Im Gespräch mit dem Hilfswerk erinnerte der Bischof auch an die Gedanken des Papstes am Ostertag für das haitianische Volk und für die Schwierigkeiten, die die Insel erlebt. Er appellierte in diesem Zusammenhang an Kirche in Not, die Haitianer auch weiterhin zu begleiten. „KiN ist in diesem schwierigen Moment unserer Geschichte an unserer Seite“, fügte der Bischof hinzu und appellierte zu Spenden für das Hilfswerk, um Solidarität mit Haiti zu zeigen.
Haiti ist heute das ärmste Land auf dem amerikanischen Kontinent, Bandenkriminalität und Entführungen sind an der Tagesordnung und schwere politische Spannungen zwischen Regierung und Opposition haben zu Instabilität geführt; bereits im Februar hatten die Bischöfe Haitis von der Gefahr einer „sozialen Explosion“ gesprochen. Kirche in Not unterstützt seit Jahren die Kirche in Schwierigkeiten bei ihrer pastoralen und humanitären Mission. Allein im vergangenen Jahr unterstützte die Stiftung päpstlichen Rechts mehr als 30 verschiedene Projekte mit insgesamt über 550.000 Euro. Dank seiner Spender konnte KiN den Kauf und die Instandhaltung von Fahrzeugen, Nothilfe für den Covid-19-Notstand, Priestergehälter sowie Aus- und Weiterbildungsprogramme für Laien, Katecheten und Seminaristen finanzieren.
(vatican news/pm - cs)
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