Der libanesische Kardinal bei einer Pressekonferenz Der libanesische Kardinal bei einer Pressekonferenz 

Libanon: Patriarch fordert internationales Abkommen

Der Leiter der größten katholischen Ortskirche im Nahen Osten fordert die UNO dazu auf, eine internationale Konferenz zum Libanon auszurichten. Ziel solle sein, dass der Libanon nicht länger als Zankapfel auswärtiger Mächte herhalten müsse.

Das sagte Kardinal Beshara Raï jetzt bei einem Online-Gespräch mit französischen Journalisten. Der maronitische Patriarch, der in der Nähe der libanesischen Hauptstadt Beirut residiert, ist vor allem über iranische Einflüsse im Libanon besorgt. Jeder wisse, dass die (vom Iran unterstützte) Hisbollah „eine Hauptrolle bei der Blockade“ des Landes spiele.

Er wolle zwar keinen Zwist mit der schiitischen Miliz heraufbeschwören, doch sei das Friedensabkommen von 1990 „nicht umgesetzt worden“, vor allem was die Entwaffnung von Milizen im Libanon betreffe. Der Kardinal erklärte, er habe Hisbollah-Vertreter mehrfach zu Gesprächen mit ihm in seine Residenz eingeladen, doch bislang erfolglos.

Bricht der Libanon zusammen?

Raï fürchtet einen Zusammenbruch des Libanon, der die schwerste politische, soziale und wirtschaftliche Krise seit dem Ende des Bürgerkriegs 1990 durchmacht. Konkret rief er die neue US-Regierung von Präsident Joe Biden dazu auf, ihre Linie zum Libanon mit Frankreich abzustimmen. Dann sollten beide westliche Mächte ihr Gewicht für eine Lösung der libanesischen Krise in die Waagschale werfen.

Mit Sorge äußerte sich der maronitische Patriarch zu einer möglichen Einbürgerung von syrischen oder palästinensischen Flüchtlingen im Libanon. „Das politische System des Libanon beruht auf der Demographie; das demographische Gleichgewicht zwischen Christen und Muslimen ist in der Hinsicht wichtig, dass die Gründung des Libanon einst von einer christlich inspirierten Kultur der Begegnung bestimmt war.“ Es gehe da nicht um Zahlen, „aber um Kultur“, so Raï. „Wenn wir diese Kultur verlieren, verlieren wir alles.“

(asianews – sk)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

16. April 2021, 10:03