Als Missionar in Kasachstan (3)
Stefan von Kempis - Vatikanstadt
„Es gibt aber gewisse staatliche Einschränkungen, die wohl damit zu tun haben, dass man Religion in gewisser Weise doch kontrollieren möchte – auch im Hinblick auf die Gefahr des Terrorismus, die nicht zu unterschätzen ist. Deswegen muss jede religiöse Gruppierung, also auch die katholische Kirche, eine staatliche Registration durchlaufen; ohne diese Registrierung arbeitet man in Kasachstan illegal.“
Und das kann für christliche Gruppierungen dann schnell unangenehm werden. Baptisten zum Beispiel: Die akzeptieren teilweise die staatliche Registrierung nicht, manchmal wird sie ihnen auch verweigert.
„Dadurch kam es in den vergangenen Jahren immer wieder vor, dass sie in Konflikt mit den Gesetzen kamen. Verschiedene Vertreter mussten für einige Zeit ins Gefängnis oder wurden staatlich überwacht.“ So etwas gibt es bei den Katholiken nicht: „Unsere Gemeinden sind staatlich registriert, und deswegen können wir auch frei arbeiten.“
Plötzlich taucht der Bürgermeister auf
Eine weitere Einschränkung besteht allerdings darin, dass Missionstätigkeit nur auf dem Gebiet der Pfarrei stattfinden darf. „Es ist also nicht einfach möglich, als Missionar, als Schwester oder als Priester auf die Straße zu gehen, Flugblätter auszuteilen oder zu predigen. Das geht nicht. Es muss wirklich streng im Rahmen der Pfarreien stattfinden. Also insofern kann man sagen: Das Christentum wird nicht im strengen Sinne unterdrückt, aber staatlich reglementiert. Und daran muss man sich halten, wenn man keine Probleme haben will.“
Umgekehrt sieht der Missionar aber auch eine große Wertschätzung der katholischen Kirche und des Christentums in der Gesellschaft Kasachstans. „Auch die staatlichen Organe gratulieren uns zu den großen Festen. Es kann auch immer wieder sein, dass zu größeren Festen plötzlich Abordnungen von Bürgermeistern oder Landräten auftauchen und teilnehmen!“
Das polnische und das deutsche Ostern
Seit knapp 13 Jahren lebt und arbeitet Pater Leopold jetzt schon in Kasachstan. Seine große Hoffnung für die „kleine Herde“ der katholischen Kirche? Dass es ihr immer besser gelingt, auf andere zuzugehen. Auf die muslimische Mehrheitsbevölkerung, aber auch auf die Religionslosen – das sind nicht wenige der Menschen, die in der Sowjetunion aufgewachsen sind.
„Und diese Hoffnung ist dann auch möglich, wenn wir mehr und mehr den Mut haben, uns der kasachischen Bevölkerung und Kultur zu öffnen. Das hat auch die Folge, dass wir auch mehr die kasachische Sprache assimilieren sollten. Momentan findet unsere religiöse Kommunikation, finden auch unsere Gottesdienste in der Regel auf Russisch statt, und unsere großen Feste wie z.B. Weihnachten oder Ostern werden häufig noch als polnisches Weihnachten oder deutsches Weihnachten, als polnisches oder deutsches Ostern bezeichnet. Davon sollten wir immer weiter wegkommen.“
Wenn Muslime auf einmal ganz still und aufmerksam werden
Menschen guten Willens, egal welchen Hintergrunds, sollten bei den Katholiken einen Ort finden, wo sie Gott begegnen können. Das Glaubensleben und die Frömmigkeit in den katholischen Gemeinden sei „sehr einfach, aber sehr tief“: Charakteristisch seien der Rosenkranz und die eucharistische Anbetung.
„Diese Formen machen uns wach für die Gegenwart Gottes in uns, unter uns. Es ist für mich sehr auffällig, dass Muslime dieses Gefühl für Sakralität noch sehr stark bewahrt haben. Immer wieder, wenn wir mit Muslime eines unserer Gotteshäuser besuchen, kann ich sehen, wie sie plötzlich ganz still und ganz aufmerksam werden… Ich denke: Diese Offenheit für Gott und für die Heiligkeit Gottes zu bewahren, zu wecken und zu fördern, das ist einer unserer großen Aufgaben als kleine Herde der katholischen Kirche in Kasachstan.“
(vatican news)
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