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Charles de Foucauld vor seiner Einsiedelei Charles de Foucauld vor seiner Einsiedelei 

Charles de Foucauld: Ein Wüstenheiliger ohne Datum

Irgendwie passt es zu Charles de Foucauld (1858-1916), dass er jetzt bald zum Heiligen erklärt werden soll, dass aber noch kein Termin für die Heiligsprechung feststeht. Er ist nicht zu greifen, dieser genial-fromme französische Abenteurer.

Auch unter den Heiligen ist der Ex-Offizier und Forscher Charles de Foucauld, der zum Einsiedler in der algerischen Wüste wurde, eine Ausnahmeerscheinung. Vincent Feroldi kann es kaum fassen, dass es jetzt endlich klappt mit der Kanonisierung de Foucaulds. Der Priester ist von Seiten der französischen Bischofskonferenz für die Beziehungen zum Islam zuständig.

„Das ist eine große Freude, denn Charles de Foucauld ist einer von uns hier in Frankreich: geboren in Straßburg, aufgewachsen im Elsass, zum Priester geweiht in der Ardèche, bevor er dann nach Algerien ging. Diese Heiligsprechung wird also für uns eine gute Gelegenheit sein, um diese Figur wiederzuentdecken. Er ist, so scheint mir, wirklich ein Heiliger für unsere Zeit. Wenn man sein Leben Revue passieren lässt und überlegt, was er für andere getan hat, dann zeigt uns das einen wirklichen Weg für die Mission heute.“

Eine turbulente Biografie

Der neue Heilige mit dem ungewissen Datum stammt aus einer der reichsten Familien Frankreichs. Er lebt zunächst in Saus und Braus, bringt sein Geld durch, kommt als Soldat in Algerien in Kontakt zur arabisch-islamischen Welt, wird Forscher, gibt sich in Marokko als russischer Jude aus. Im Oktober 1886 hat er ein Bekehrungserlebnis, wendet sich wieder dem katholischen Glauben zu, wird zunächst Trappist in Syrien und Algerien, dann Klosterknecht in Nazareth und Jerusalem. Mit 43 Jahren ist er Priester, kurz darauf lebt er als Eremit in der Wüste Algeriens, dort wird er 1916 ermordet. Ein Leben wie ein Film. Heute berufen sich mehrere Orden und Gemeinschaften auf ihn.

Zum Nachhören: Freude über die bevorstehende Heiligsprechung von Charles de Foucauld

„Er ist ein echter Zeuge der Geschwisterlichkeit – aber er hat eben seine Zeit gebraucht, um herauszufinden, was der Herr von ihm wollte. Das hat zu einem sehr interessanten Lebenslauf geführt. Er war durch und durch menschlich – und sehr leidenschaftlich. Sein Leben lang hat er nach dem Sinn seines Lebens und nach Gott gesucht, und erst ganz allmählich hat er seine Antwort gefunden. Er wollte die Geschwisterlichkeit leben, ist aber zunächst auch in vielem erst einmal gescheitert.“

„In vielem zunächst einmal gescheitert“

Feroldi denkt da vor allem ans Jahr 1908. „Da wird Charles de Foucauld schwerkrank – und er, der eigentlich den Tuareg Christus bringen wollte, entdeckt auf einmal: Es sind die Tuareg, die ihm das Leben bringen. Es ist durch ihre Pflege, dass er vom Skorbut geheilt wird. Und auf einmal begreift er, dass die Zeit Gottes nicht die Zeit der Menschen ist. Dass der Herr ihm sozusagen sagt: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Gott selber würde über den Heiligen Geist zum Herzen der Menschen sprechen, er aber – Charles – sollte einfach im Alltag die Geschwisterlichkeit mit denen leben, die um ihn herum waren. Also vor allem mit den Tuareg.“

„Für Muslime ist Bruder Charles ein Marabut: ein Mann Gottes“

In seiner Enzyklika „Fratelli tutti“ bezieht sich Papst Franziskus 2020 auf den Querkopf aus der algerischen Wüste. Für den argentinischen Papst ist der 2005 seliggesprochene Franzose eine Art Franz von Assisi „reloaded“. Ein Mann, der das Erbe des hl. Franz für die heutige Zeit aktualisiert. Und der einfach durch sein Dasein, durch seine Lebensweise missioniert, nicht so sehr durch große Worte.

„Für Muslime ist Bruder Charles ein Marabut: ein Mann Gottes. Darum freuen auch sie sich, dass er jetzt herausgestellt wird. In Frankreich werden jetzt Muslime sich genauso wie wir damit beschäftigen, wer Charles de Foucauld ist. Und herausfinden, dass das nicht nur jemand war, der weit weg in der Wüste gelebt hat. Charles de Foucauld, das ist der spannende Weg eines Menschen, der Gott begegnen will und allmählich zu einem Leben in Geschwisterlichkeit und Liebe findet. Für die französischen Muslime wird das eine Entdeckung sein: ein Christ, der in einem muslimischen Land nicht nur die Begegnung mit dem anderen lebt, sondern auch die Begegnung mit Gott. Auf dem Weg, den Gott für ihn gewollt hat…“

(vatican news – sk)
 

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04. Mai 2021, 10:21