Als die Kirchen noch voller waren: Christen ehemals bei einem Gottesdienst in Basra Als die Kirchen noch voller waren: Christen ehemals bei einem Gottesdienst in Basra 

Irak: Situation der Minderheiten weiter schwer

Die Angst vor Gewalt schlägt Christen im Süden des Irak weiter in die Flucht. Menschenrechtler kritisieren, dass die Zentralregierung und Parteien den Themen Religionsfreiheit und Minderheitenschutz zu wenig Aufmerksamkeit schenken.

Die christlichen Gemeinschaften hatten - wie auch die Jesiden, Mandäer und andere religiöse Minderheiten - große Hoffnungen in den Papstbesuch im Irak im vergangenen März gesetzt. Die Lage der Minderheiten ist seitdem tatsächlich stärker in den Fokus gerückt - doch nicht genug, betont die „Gesellschaft für bedrohte Völker“ (GfbV) in einer aktuellen Aussendung. So sei aus dem Süden des Irak weiter ein Exodus in Gang, der mit der Angst zusammenhänge, „getötet oder entführt“ zu werden. Viele der verbliebenen christlichen Gläubigen erwägen demnach, in die kurdischen Landesteile oder gleich ins Ausland umzusiedeln.

Immer leerere Kirchen

Das zeige sich zum Beispiel deutlich beim Kirchbesuch, berichtet Kamal Sido, Nahostexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV): „Auch wenn in der südirakischen Metropole Basra die Kirchenglocken noch läuten, finden die wenigen Gottesdienste in nahezu menschenleeren Gebetsräumen statt.“ Lebten 2003 noch 2.000 bis 5.000 christliche Gläubige in Basra, seien es heute noch etwa 500.

Parlamentswahlen im Oktober

Für Sido schenken die irakische Zentralregierung und die irakischen Parteien der Religionsfreiheit und der Lage der Minderheiten im Land zu wenig Aufmerksamkeit. Daran habe auch der Papstbesuch im März nicht viel geändert, beobachtet die GfbV. Im Oktober finden im Irak Parlamentswahlen statt. „Auch im Wahlkampf beachten die Parteien diese Probleme kaum“, so Sido. Auch die Beilegung der Konflikte zwischen der Zentralregierung in Bagdad und der Regionalregierung in Kurdistan, die grassierende Korruption, die schwache Infrastruktur und Abhängigkeit des Irak von Erdöleinnahmen würden nicht thematisiert.

Als größtes Problem für den Irak sieht der Beobachter die Einmischungen der Nachbarstaaten Iran und Türkei: Während der schiitische Iran radikale schiitische Milizen unterstütze, erhielten sunnitische islamistische Gruppen Hilfe vom NATO-Mitglied Türkei, so der GfbV-Referent.

(pm – pr)

 

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25. Mai 2021, 13:08