Radio-Akademie (2): Beromsalem und der „religionisierte“ Politiker
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
In unserer Radio-Akademie erläutert er, welche Lehren sich aus der Zusammenschau der drei Städte ziehen lassen.
Seine Wahlheimat Jerusalem sei eine religiös geprägte und „durchbetete Stadt“, wo die Politik sich – so Schnabel – „religionisiert“. „Wir erleben da, dass Politiker, wenn es um Jerusalem geht, religiös argumentieren. Und dass Jerusalem politisch missbraucht wird – als ob sich Gott für Grenzen, Grenzverläufe oder Infrastruktur-Projekte interessieren würde.“
Rom hingegen habe zwar ebenfalls eine starke „religiöse Aura“: „Es ist einfach ikonisch, auf dem Petersplatz zu stehen und von den Kolonnaden umarmt zu werden.“ Doch sei es eine Stadt, „wo Religion sich politisiert“.
„Der Papst ist eben nicht nur Kirchenoberhaupt, sondern Völkerrechtssubjekt, der Heilige Stuhl hat ein diplomatisches Netzwerk in der ganzen Welt. Das heißt: Religion macht hier Politik. Religion argumentiert auf einmal politisch.“
Und schließlich: Berlin. „Eine Stadt, die sich ein bisschen in der Rolle einer Welthauptstadt des Atheismus und des religiösen Indifferentismus gefällt.“ Religion wirke, von der deutschen Hauptstadt aus gesehen, wie ein „abstruses Kuriosum“.
Umso erstaunter sei man im Zentrum der deutschen Außenpolitik, wenn man erfahre, „dass Religion weltweit eine wachsende Rolle hat – und dass man sich diesem Phänomen, das man innerlich eigentlich längst abgeschrieben hat, tastend nähern muss“.
Diese drei unterschiedlichen Blickwinkel auf die Gemengelage von Religion und Politik ist es, die aus der Sicht von Nikodemus Schnabel eine Zusammenschau von Rom, Jerusalem und Berlin so „spannend“ machen.
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Nikodemus Schnabel OSB ist Ostkirchenexperte und Direktor des Jerusalemer Instituts der Görres-Gesellschaft. 2018/19 arbeitete er als Berater im neugeschaffenen Referat „Religion und Außenpolitik“ im Berliner Auswärtigen Amt.
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(vatican news)
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