Hinter dem Tempelberg erhebt sich, in der Bildmitte, die Dormitio-Abtei Hinter dem Tempelberg erhebt sich, in der Bildmitte, die Dormitio-Abtei 

Radio-Akademie (1): Berosalem und das arabische Sprichwort

„Ich sage immer gerne, wenn ich angeben soll: Wir sind die drittwichtigste Kirche der Christenheit!“ Das sagt der deutsche Benediktiner Nikodemus Schnabel von der Dormitio-Abtei auf dem Jerusalemer Zionsberg.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

„Denn wenn wir die drei großen christlichen Feste nehmen – Ostern, das wäre die Grabes- und Auferstehungskirche. Weihnachten wäre die Geburtskirche in Betlehem. Und Pfingsten, das sind tatsächlich wir.“

Die Dormitio-Abtei, zu der Pater Nikodemus gehört, erhebt sich nämlich in unmittelbarer Nähe des Obergemachs, in dem nach der biblischen Schilderung der Heilige Geist auf die Jünger herabkam; und genau das wird an Pfingsten, das dieses Jahr auf den 23. Mai fällt, gefeiert.

„Die Adresse ist schon schön: Zionsberg“

Jerusalem ist die Stadt, die dem 1978 in Stuttgart geborenen Mönch zur Heimat geworden ist.

„Die Adresse ist schon schön: Zionsberg“, sagt er in der ersten Folge unserer neuen Radio-Akademie (die sich außer um Jerusalem auch um Rom und Berlin dreht). „Und wenn ich auf dem Dach unserer Kirche stehe, habe ich den großartigsten, unverbauten Blick über Jerusalem. Die ganze Komplexität und Faszination dieser Stadt wird da sichtbar.“

Orthodoxe Christen bei einer Prozession in der Grabes- und Auferstehungskirche
Orthodoxe Christen bei einer Prozession in der Grabes- und Auferstehungskirche
BeRomSalem: Hier hören Sie einen Ausschnitt aus unserer Radio-Akademie mit Nikodemus Schnabel OSB

Eine Stadt, die vibriert

Komplexität - damit meint der Benediktiner zum Beispiel die Mauer, die die Palästinensergebiete von Israel trennt. Auch sie sticht ihm ins Auge, wenn er seiner Kirche (buchstäblich) aufs Dach steigt. Und die Mauer ist nur eine von vielen Wunden der Heiligen Stadt. 

„Dieser Blick verrät schon, wie aufgeladen diese Stadt ist. Einerseits religiös: Sie ist ein Sehnsuchtsort für Juden, Christen und Muslime gleichermaßen. Und andererseits politisch aufgeladen: Die Kameras und Mikros der Welt sind auf Jerusalem gerichtet. Diese Stadt vibriert.“

Ein Jahr Leben in Jerusalem sei wie zwei Jahre woanders, zitiert Pater Nikodemus ein arabisches Sprichwort. „Ich sage immer: Das Sprichwort stimmt nicht mehr so ganz! Man müsste wahrscheinlich 1:3 oder 1:4 umrechnen, denn die Intensität hat enorm zugenommen.“

Nikodemus Schnabel OSB
Nikodemus Schnabel OSB

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Nikodemus Schnabel OSB ist Ostkirchenexperte und Direktor des Jerusalemer Instituts der Görres-Gesellschaft. 2018/19 arbeitete er als Berater im neugeschaffenen Referat „Religion und Außenpolitik“ im Berliner Auswärtigen Amt.

Wie üblich, können Sie die Radio-Akademie bei uns auch auf CD bekommen. Eine Mail an cd@radiovatikan.de genügt; gegen eine Spende bzw. einen Unkostenbeitrag schicken wir Ihnen die CD gerne zu.

(vatican news – sk)
 

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09. Mai 2021, 14:05