Zweite Welle in Sri Lanka Zweite Welle in Sri Lanka 

Sri Lanka: „Wir brauchen dringend Anti-Covid-Impfstoffe“

Aufgrund der extremen Corona-Lage in Indien hat sich auch im benachbarten Inselstaat Sri Lanka die Pandemie-Lage rasant verschlechtert. Grund dafür ist neben der indischen Virus-Variante ein Mangel an Impfstoffen. Im Interview mit Radio Vatikan bittet der Erzbischof von Colombo, Kardinal Albert Malcolm Ranjith, um Hilfe.

Michele Raviart  - Vatikanstadt

In Sri Lanka haben sich die Corona-Infektionen in den letzten Wochen neu vervielfacht – ein Phänomen, das auch in anderen Nachbarstaaten Indiens zu beobachten ist. Wurden Anfang April etwa hundert Infektionen pro Tag verzeichnet, stiegen die Fallzahlen in den letzten zwei Wochen auf über zweitausend täglich. Dazu Kardinal Ranjith:

„In den letzten Wochen gibt es einen starken Anstieg der Zahl der Erkrankten und auch der Todesfälle, weil in Indien ein großes Vorkommen von Covid-19 besteht, das alle anderen Nachbarländer betrifft. Es gibt Menschen, die von Indien nach Sri Lanka und von Sri Lanka nach Indien kommen, und deshalb hat es diesen unglaublich großen Anstieg gegeben - aktuell ist die Situation für ein kleines Land wie Sri Lanka ziemlich ernst.“

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Schlangestehen in Colombo - für eine Dosis des chinesischen Impfstoffs Sinopharm
Schlangestehen in Colombo - für eine Dosis des chinesischen Impfstoffs Sinopharm

Kein Platz mehr in den Krankenhäusern

Angesichts der steigenden Corona-Zahlen seien die Krankenhäuser inzwischen überfüllt, schlägt der Erzbischof von Colombo Alarm. Um die schwer Erkrankten versorgen zu können, wären mehr Sauerstoff und Beatmungsgeräte vonnöten:

„Für die Kranken gibt es keinen Platz in den Krankenhäusern, denn jetzt sind es 20-25.000 Menschen, die behandelt werden müssen. Es wurde begonnen, zwischen schwereren und weniger schweren Fällen zu unterscheiden. Diejenigen, die Symptome zeigen, werden zunächst zur Behandlung zu Hause behalten. Für die schweren Fälle wird versucht, in Krankenhäusern einen Platz zu finden. Das Problem ist der Sauerstoff, und es gibt auch nicht genügend Maschinen für die Verabreichung.“

Dringende Bitte um Impfstoffe

Am stärksten betroffen sei erneut die Hauptstadt Colombo samt der dazugehörigen Provinz, so der Kardinal. Was Impfstoffe gegen Corona betreffe, kämen diese erst „nach und nach“ in das Land – Kardinal Ranjith lanciert an dieser Stelle einen eindringlichen Hilfsappell:

„Am Anfang haben wir einige Impfstoffe aus Indien selbst erhalten - den Impfstoff von Astra Zeneca -, und dann haben wir jetzt den chinesischen und einige Dosen des russischen Vakzins erhalten. Wir warten immer noch mit großer Sorge auf weitere Impfstoffe. Was unsere Geschwister im Ausland tun können, ist: uns und unserer Regierung zu helfen, Impfstoffe zu beschaffen. Der Appell des Heiligen Vaters, die reicheren Länder um Impfstoffe zu bitten, die uns helfen, ist für uns wirklich wichtig. Denn wir brauchen diese Impfstoffe wirklich - wenn also diese großen Länder überflüssige Dosen haben, weil sie sie vielleicht gekauft haben, um sie später zu verwenden, brauchen wir sie jetzt, sonst werden unsere Leute sterben!“

Kardinal Ranjith
Kardinal Ranjith

„Wir brauchen die Impfstoffe jetzt, sonst sterben unsere Leute“

Die Corona-Pandemie habe auch in Sri Lanka zu einem wirtschaftlichen Einbruch geführt, so der Erzbischof von Colombo. Es gebe Ausgangssperren, viele Menschen seien ohne Arbeit und tägliches Einkommen – „es gibt also große Probleme“, resümiert der Kardinal. Die Ortskirche versuche - so gut es eben gehe - die Kranken und das Gesundheitspersonal zu unterstützen, sei angesichts der Krise aber selbst in ihren Mitteln eingeschränkt.

(vatican news- pr)
 

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20. Mai 2021, 08:14