Misereor fordert Abschiebestopp nach Afghanistan
„Anfang dieser Woche hat die afghanische Regierung angesichts der äußerst angespannten Sicherheitslage nun offiziell um einen befristeten Stopp der Abschiebungen gebeten,“ erklärte Misereor-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon. Dieser Bitte, die von der Bundesregierung derzeit geprüft wird, müsse „spätestens jetzt dringend entsprochen werden.“
Man kenne die Situation in Afghanistan gut und habe „immer wieder“ die „fortdauernden Abschiebungen von Deutschland aus“ als „unmenschlich“ kritisiert, dennoch hielten sie unvermindert an, so Bröckelmann-Simon. Erst am Mittwoch vergangener Woche sei noch ein Abschiebeflug in Kabul gelandet.
Ein „Gebot der Menschlichkeit“
Abschiebungen nun auszusetzen sei angesichts des westlichen Truppenabzugs und der sich damit verschärfenden Gewalt, aber auch der durch Dürre und Covid-19 „extrem angespannten humanitären Lage im Lande“ ein „Gebot der Menschlichkeit, aber auch der moralischen Verantwortung Deutschlands für die Zukunft Afghanistans“, unterstreicht Misereor.
Für das Hilfswerk ist Afghanistan das „derzeit gefährlichste Land der Welt mit einer Zunahme von Kriegstoten um 30 Prozent in diesem Jahr“. Aktuell gebe es dort eine halbe Million kriegsbedingte Binnenflüchtlinge, während die Taliban wieder vorrückten und versuchten, Provinzstädte zu stürmen. Die medizinische Versorgung sei zusammengebrochen und eine weitere Corona-Welle im Gange, beschreibt das Hilfswerk die prekäre Lage. Neun von zehn Afghanen gälten als arm; 30 Prozent von ihnen seien laut dem neuesten UN-Welthungerindex akut unterernährt. 15 Millionen Menschen seien auf Hilfe angewiesen.
(pm - cs)
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