Wahlplakat von al-Sadr in Bagdad Wahlplakat von al-Sadr in Bagdad 

Irak: Patriarch glaubt nicht an „transparente Wahlen“

Über den Parlamentswahlen, die für kommenden Oktober geplant sind, ziehen dunkle Wolken auf. Viele Christen denken über einen Boykott nach.

„Ich zweifle daran, dass die Wahlen transparent und gleich sein werden“, sagte der chaldäische Patriarch von Bagdad, Louis Raphael Sako, bei einem Besuch im Kurdengebiet im Nordirak. „Es gibt Milizen, und es wird Geld eingesetzt, um Stimmen zu kaufen, also wird es zu Wahlbetrug kommen.“

Viele Christen seien außerdem überzeugt davon, dass auch im neuen Parlament die eigentlich für christliche Parlamentarier reservierten Sitze von Abgeordneten anderer Couleur „enteignet“ würden. Das sagte der Kardinal, der die größte katholische Gemeinschaft im Irak leitet, im Gespräch mit der kurdischen Mediengruppe Rudaw.

Geklaute Sitze und Boykottdrohungen

Das irakische Wahlrecht reserviert fünf der 329 Sitze für christliche Kandidaten. Die letzten Parlamentswahlen fanden im Mai 2018 statt. Zum Unmut Sakos treten auch diesmal wieder zahlreiche christliche Parteien und Gruppen an, ohne dass es zu einem christlichen Wahlbündnis gekommen wäre. Wegen eines solchen uneinheitlichen Auftritts der Christen war es 2018 anderen Parteien gelungen, die für Christen reservierten Parlamentssitze mit Abgeordneten ihrer Ausrichtung zu besetzen.

Wegen der Massenproteste gegen die Regierung von 2019 sind die Wahlen, die eigentlich turnusgemäß 2022 stattfinden sollten, auf den Oktober dieses Jahres vorgezogen worden. Der Wahlkampf ist aufgeheizt, viele Boykottdrohungen liegen in der Luft. Der Schiitenführer Muqtada al-Sadr, der den größten politischen Block im jetzigen Parlament leitet, hat Mitte Juli angekündigt, der Regierung seine Unterstützung zu entziehen, seine Partei aufzulösen und am kommenden Urnengang nicht teilzunehmen.

Papst Franziskus hat Anfang März dieses Jahres den Irak besucht. In Bagdad rief er die politisch Verantwortlichen eindringlich zur Zusammenarbeit auf, um die Krise des Landes zu überwinden.

(fides – sk)
 

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17. Juli 2021, 12:48