Nordirland: Bischof kritisiert angekündigte Verjährung für „Troubles“-Verbrechen
In der Sonntagsmesse in der örtlichen Kathedrale St. Eugen erinnerte der Bischof daran, dass die meisten Opfer der „Troubles“ „keine Kämpfer waren, sondern Passanten und Zivilisten.“ Der Tod dieser unschuldigen Menschen könne ihren Mördern „Unannehmlichkeiten“ bereiten, so der Bischof.
Doch ihr Verschwinden habe „Tausende von Menschen gezeichnet, von denen viele nicht wagen, über ihren Verlust zu sprechen, weil es die Erzählungen von heldenhaften Kämpfern untergraben würde“. „Wir wissen“, fügte er hinzu, „dass es eine Versuchung gibt, unbequeme Wahrheiten zu verbergen, denn dunkle Geheimnisse sind immer unwillkommen“. Doch das Ergebnis der aktuellen Vorschläge der Regierung sei genau der, „zu viele Indiskretionen über die dunklen Seiten eines schmutzigen Krieges zu verhindern“. Dies würde zwar „den Ruf der Kämpfer schützen, aber dem Schmerz der Opfer nicht abhelfen“. Eine Gesetzgebung, die darauf abziele, „die Gefühle der Schuldigen“ über die der Opfer zu stellen, diene nur dazu, den Schmerz am Leben zu erhalten, nicht ihn zu beenden."
Gefühle der Schuldigen wichtiger als die der Opfer
„Nur weil einige wenige Mächtige es vorziehen, die Wahrheit zu verbergen“, fuhr der Bischof von Derry fort, „gibt es keinen Grund für die zivilgesellschaftliche Führung, dies zu erleichtern“. Im Gegenteil, „so wie es in der Kirche mit den Kindesmissbrauchsfällen geschah“, sollten wir „untersuchen, welche Lehren wir aus der Vergangenheit ziehen können, damit die Tötung unschuldiger Männer, Frauen und Kinder nicht im Dunkeln bleibt. Wir müssen verkünden und zeigen, dass göttliche Frömmigkeit wichtiger ist als politische Korrektheit“, forderte der Bischof.
Schleppende juristische Aufarbeitung
Die Ankündigung der Verjährung durch die britische Regierung wurde damit begründet, dass mit den bisher durchgeführten Ermittlungen die Verantwortlichen für die „Troubles“ wahrscheinlich nicht vor Gericht gebracht würden. Noch etwa 1.200 Fälle stehen offen, deren Abarbeitung weitere 20 Jahre in Anspruch nehmen würde. Darüber hinaus hat der 30-jährige Konflikt etwa 3.500 Tote gefordert, bisher wurden jedoch nur neun Personen angeklagt und eine Verurteilung ausgesprochen. Die nordirische Staatsanwaltschaft hat zudem kürzlich angekündigt, das Verfahren gegen zwei ehemalige Soldaten wegen Tötungen im Jahr 1972 einzustellen.
(vatican news - cs)
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