Libanon: Gebet im Vatikan soll von der Welt erhört werden
Mario Galgano und Fausta Speranza – Vatikanstadt
Der Libanon sei ein Land, in dem im Vergleich zu den arabischen Nachbarländern neben den muslimischen Gemeinden der höchste Prozentsatz an Christen lebe, sagt Pater Khalil Awan aus Harissa. Gerade weil die Zahl der Christen im Libanon schwinde, sei es jetzt wichtig, sie in besonderer Weise zu unterstützen. So der Appell des libanesischen Rektors an die internationale Gemeinschaft. Die Christen in seiner Heimat seien erschöpft von der grassierenden Armut, von der politischen Sackgasse und dem Pandemienotstand, aber reich an Glauben und Vertrauen in den Papst, wie der Rektor betont.
70 Prozent leben unterhalb der Armutsgrenze
Pater Awan erinnert an eine Tatsache, die ihn zutiefst betrübe: 70 Prozent der Bevölkerung lebten heute im Libanon unterhalb der Armutsgrenze und es mangele an den grundlegenden Dingen des Lebens. Zur politischen Situation sagt er, dass die Dynamik von Korruption und Sonderinteressen sowohl innerhalb des Landes als auch international vorherrscht.
„Die Hoffnung ist groß, dass die Aufmerksamkeit, die der Papst dem Libanon schenkt, ein Appell sein kann, der von der Welt gehört wird“, so Pater Awan. Er erinnert an das, wie er es nennt, schöne Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen im Libanon. Weiter betont er, dass die Probleme nicht auf der Ebene dieser Beziehung lägen, sondern auf der Ebene der Unzufriedenheit über den gesellschaftlichen Stillstand. Der Rektor des Heiligtums mit Blick auf Beirut erinnert dann daran, dass der Libanon Teil des Gebietes sei, das man Heiliges Land nennt, und dass Jesus im Südlibanon gelebt habe, aber auch dass das Land der Zedern die Geschichte vieler Heiliger über die Jahrhunderte erzähle.
Tiefe Dankbarkeit
Tiefe Dankbarkeit für die Aufmerksamkeit von Papst Franziskus für den Libanon, für den Gebetstag von diesem Donnerstag und für alle Initiativen - wie die Entsendung von Hilfsgütern oder die Anwesenheit von Kardinalstaatssekretär Piero Parolin in Beirut zum Gebetstag am 4. September 2020 - unterstreicht auch Pater Miled Tarrabay, Leiter der maronitischen Gemeinschaft in Rom, der zunächst an den Reichtum der religiösen Bekenntnisse im Libanon erinnert.
Pater Tarrabay erinnert daran, dass es im Libanon 18 von der Verfassung anerkannte religiöse Konfessionen gibt, und betont dann den Wert des Zusammenlebens in gegenseitigem Respekt und Austausch, der - wie er betont - in der Region einzigartig sei. Auch aus diesem Grund, so erinnert er, sprach Papst Johannes Paul II. vom Libanon als einem Land, das nicht nur eine territoriale Realität, sondern eine Botschaft an die Welt ist.
Pater Tarrabay bekräftigt die Wichtigkeit der Entscheidung von Papst Franziskus, den Scheinwerfer auf das zu richten, was heute im Libanon geschehe, weil die Gesellschaft durch eine ununterbrochene Serie von Tragödien tief verwundet sei. Aber, so fügt er hinzu, es fehle nicht an Gebet und Zuversicht, dass sich der Dialog im Libanon wie auch in der Welt durchsetzen könne, die, so erinnert er, unter fundamentalistischem Terrorismus und anderen Formen der Dialogverweigerung leide.
(vatican news)
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