Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, bei der Palmsonntagsprozession 2021 in Jerusalem Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, bei der Palmsonntagsprozession 2021 in Jerusalem 

Patriarch Pizzaballa: Die Pilger fehlten, wie die Luft zum Atmen

Nach anderthalb Jahren Zwangspause aufgrund der Pandemie ist diese Woche eine erste Gruppe italienischer Pilger aus dem Bistum Rom im Heiligen Land eingetroffen. In Jerusalem begrüßte der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa OFM, die Gruppe - sichtlich erfreut.

Fausta Speranza und Stefanie Stahlhofen - Jerusalem/Vatikanstadt

„Diese Pilgerreise bedeutet, dass wir endlich wieder aufatmen können. Pilgern gehört zum Leben der Christen und der Kirche im Heiligen Land, und wir brauchen Pilger auch aus einem ganz praktischen Grund: Sie zaubern ein Lächeln in die Gesichter vieler christlicher, jüdischer und muslimischer Familien, die von Besuchen der Pilger leben. Jerusalem und Rom haben eine ganz besondere Verbindung. Meine Botschaft an die Kirche in Rom und an die Pilger ist, die historische Verbindung zwischen Rom und Jerusalem konkret durch Pilgerreisen und gemeinsame Initiativen zu erneuern, damit wir wieder mit beiden Lungenflügeln atmen können."

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Auch für die Pilger ist es natürlich etwas ganz Besonderes, vor Ort auf den Spuren Jesu wandeln zu können, betont Kardinal Enrico Feroci, der mit der ersten römischen Pilgergruppe, darunter auch eine Reporterin von Radio Vatikan, ins Heilige Land reiste, im Gespräch mit uns:

„Wir machen hier kein Pilger-Experiment“

„Wir machen hier kein Pilger-Experiment, wir Pilgern, wir sind für vier Tage hier. Was heißt das, Pilgern? Wir befinden uns auf den Spuren Jesu, hören seine Worte, hier wo er gelebt hat, wo er wandelte und wirkte.  Wo er gestorben und wo er auferstanden ist. An seinem Grab werden wir eine Messe feiern. Dort, wo eine neue Menschheit entstand. Wir beten dafür, dass diese Pilgerreise für jeden von uns  reich an göttlichen Gaben und seiner Präsenz sein möge."      

Patriarch Pierbattista Pizzaballa, Kardinal Enrico Feroci und Remo Chiavarini vom römischen Pilgerzentrum
Patriarch Pierbattista Pizzaballa, Kardinal Enrico Feroci und Remo Chiavarini vom römischen Pilgerzentrum

Weg vom Massentourismus

Bei aller Freude darüber, dass endlich wieder Pilger ins Heilige Land können, gibt Patriarch Pizzaballa doch auch zu bedenken, dass sich vor der Pandemie ein unguter Massentourismus entwickelt hatte:

„Vor Covid-19 haben wir hier im Heiligen Land einen richtigen Massentourismus erlebt. Jetzt ist wichtig, dass wir mehr auf Qualität statt Quantität setzen. Das Pilgern hier soll ein eindrückliches Erlebnis sein, etwas, das Spuren hinterlässt. Wir müssen daher auf essentielle Dinge und auf Qualität setzen. Natürlich braucht es Pilger, aber es braucht keine Massen, sondern Qualität - und zwar überall. Wenn die Besucherzahlen zu hoch sind, ist es nicht mehr möglich, die Besonderheit dieser Orte wirklich vertieft zu spüren und zu genießen."   

Damit richtiges Genießen der Reise möglich ist, ist noch etwas ganz wichtig: Ruhe und Frieden im Land. Seine Sorge bezüglich der immer wieder aufflackernden Spannungen, die erst vor zwei Monaten wieder einnmal eskaliert waren, verbirgt der Ordensmann nicht. Die Lage habe sich zwar inzwischen wieder etwas beruhigt, aber eine wirkliche Lösung im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern sei nach wie vor nicht in Sicht, so Pizzaballa. Dafür müsse auch erst einmal der richtige Rahmen geschaffen werden.  

(vatican news - sst) 

 

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07. Juli 2021, 11:07