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Aufräumarbeiten in einem zerstörten und geplünderten Geschäft in Johannesburg Aufräumarbeiten in einem zerstörten und geplünderten Geschäft in Johannesburg 

Südafrikanische Bischöfe: Kein Blut vergießen, sondern Dialog wählen

Mindestens 72 Tote und 1.200 Festnahmen sind die tragische – und vorläufige - Bilanz der Gewalt, die Südafrika in den letzten Tagen entflammt hat. Angesichts der ausufernden Proteste melden sich nun auch die Bischöfe mit einem besorgten Appell an die Bevölkerung zu Wort.

Auslöser der Zusammenstöße waren Proteste nach der Verhaftung des ehemaligen Staatschefs Jacob Zuma, der im Rahmen eines Korruptionsprozesses wegen Missachtung des Gerichts zu 15 Monaten Haft verurteilt wurde. Auch in Geschäften und Einkaufszentren kam es zu zahlreichen Plünderungen, vor allem in den Gebieten von Kwazulu-Natal und Gauteng.

Die Nationale Bischofskonferenz (SACBC) fordert nun in einer Erklärung ein Ende jeglicher Gewalt und eine Rückkehr zur Ruhe. Darin weisen sie ohne Umschweife auf die Gefahr einer „echten Anarchie, einer endlosen Spirale der Gewalt und des schweren Blutvergießens“ hin, die zu „einer sozialen und wirtschaftlichen Situation führen wird, die schlimmer ist als die, in der wir uns derzeit befinden“.

„Wir verurteilen aufs Schärfste die offensichtlichen kriminellen Elemente, die diese Situation ausnutzen“

„Wir verurteilen aufs Schärfste die offensichtlichen kriminellen Elemente, die diese Situation ausnutzen“, schreiben die Bischöfe und fordern alle Verantwortlichen für die Akte des „Vandalismus und Hooliganismus“ auf, an den Lebensunterhalt der Menschen zu denken, deren „Arbeitsplätze sie zerstören“. Besorgt zeigen sich die südafrikanischen Bischöfe auch über das durch die Unruhen zunehmende Corona-Infektionsrisiko, das „immer schwerer zu bewältigen sein wird“.

Rauch steigt in Hammersdale (Südafrika) von angezündeten Lastwagen auf
Rauch steigt in Hammersdale (Südafrika) von angezündeten Lastwagen auf

An diejenigen gerichtet, die „zu Gewalt und Plünderungen für politische Zwecke anstiften“, appelliert die SACBC, „sich über parteipolitische Interessen zu erheben, um das Leben zu schützen und das Gemeinwohl zu bewahren“, denn, wie die Ereignisse der Vergangenheit zeigten, „war es der Dialog und nicht die Gewalt“, der zu einem demokratischen Südafrika führte. Dies sei also der Weg, der vorwärtsführe, „geeint durch die Liebe zum Land und den Wunsch nach Wohlstand für alle, die dort leben und arbeiten“.

Versagen der Regierung

Sie seien sich aber auch der „sozialen Ungleichheiten und wirtschaftlichen Schwierigkeiten“ bewusst, die die ärmsten Bevölkerungsschichten erleben, unterstreichen die Bischöfe: Dies seien „Probleme, die die Regierung über die Jahre hinweg nicht umfassend angegangen ist“. Mit dem Ergebnis, dass „das trockene Gras der Armut aufgrund des Mangels an effizienter Führung und unmoralischer Praktiken in der Geschäftswelt jahrzehntelang wachsen konnte und nun in Flammen steht“. An diese Diagnose schließt sich die Forderung der Bischöfe nach einer Exekutive an, die sich wirklich „in den Dienst des Volkes und der Unternehmen stellt und so allen eine sinnvolle Teilhabe am Wirtschaftssystem“ der Nation ermögliche.

„Wir brauchen einen Mentalitätswandel“

Gleichzeitig lehnt die SACBC jedoch die inzwischen im Land etablierte Praxis ab, mit Gewalt Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme der Institutionen zu erlangen: „Wir brauchen einen Mentalitätswandel, eine kollektive Bekehrung der Herzen und Köpfe, um zu verstehen, dass gewaltsame Proteste und die Zerstörung von Eigentum niemals eine gerechte Antwort auf wirtschaftliche Schwierigkeiten und Ungerechtigkeiten sein können“. Die südafrikanische Kirche setzt deshalb auf ein „konstruktives Engagement“ zur Lösung der nationalen Krise, das von Gebet und dem Wunsch begleitet sein müsse, „zu kooperieren, aufzubauen und miteinander zu sprechen, zu vergeben, zu wachsen, die Heiligkeit des Lebens, die Würde und die Freiheit des anderen zu respektieren“.

(vatican news - cs)

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14. Juli 2021, 11:43