Südsudan: Angegriffener Bischof ist optimistisch
Neben den vielen Problemen im Südsudan gebe es auch „große Hoffnung“, so der Bischof, der sich auf seine Rückkehr in das afrikanische Land vorbereitet. „Und ich möchte ein Teil davon sein“, fügt er gegenüber dem vatikanischen Fidesdienst an. Der gewalttätige Angriff vor wenigen Monaten habe tiefe Spuren an seinem Körper und seiner Seele hinterlassen, gesteht der Bischof, aber er habe „den Enthusiasmus des Seelsorgers und die Liebe zu seinem Missionsland“. Christian Carlassare ist Bischof von Rumbek.
Er fühle sich nicht mehr geschwächt zu sein. Drei Monate nach dem tragischen Ereignis, während er nach einer langen Behandlung auf dem Weg zur vollständigen Rehabilitation ist, sprach der Bischof in einem Interview mit Fides über seine Hoffnungen und Erwartungen an ein Volk, das in diesen Tagen den zehnten Jahrestag der Unabhängigkeit feiert, aber noch weit vom Traum einer vollständigen und friedlichen Demokratie entfernt sei, so der Bischof.
Ein dramatischer Moment
„Es war ein sehr dramatischer Moment, ich musste mich dem Herrn anvertrauen und dachte, dass meine Arbeit dort enden würde. Das gab mir Abstand und Freiheit, und das Bewusstsein, dass unser Zeugnis gültig ist, wenn wir dem Evangelium bis zum Ende treu sind, in alltäglicher Treue. Im Moment warte ich mit großem Frieden und innerer Freiheit, bereit, so schnell wie möglich zurückzukehren“, sagt er und erinnert an die tragischen Momente des Angriffs.
Die ersten drei Wochen, sagt er, lag er unbeweglich im Bett, und nach einer ersten einfachen Verbandsoperation in Rumbek, um den Blutverlust zu stoppen, wurde er dann nach Nairobi verlegt. Dort blieb er bis vor ein paar Wochen, unterzog sich 6 verschiedenen Operationen, begann wieder mit Krücken zu gehen und ab einem gewissen Punkt verbesserte sich sein Zustand zusehends. „Jetzt bin ich nach Italien gekommen, in meine Heimatstadt in der Gegend von Vicenza, ohne Krücken und ich muss trainieren, um mich vollständig zu erholen“, verrät Carlassare.
In der Zwischenzeit nehmen die Ermittlungen ihren Lauf: Bisher gebe es jedoch keine offiziellen Gründe für den Angriff, stellt er fest. Es habe mehrere Verhaftungen gegeben und im Moment befänden sich noch sechs Personen im Gefängnis: Sie seien von Rumbek nach Juba verlegt worden, „ein klares Zeichen, dass der Fall vor das Gericht in der Hauptstadt kommt“, meint der Bischof. Die sechs, die derzeit inhaftiert seien, seien Teil einer Familie, die für Clan-Interessen gehandelt hätten, die aller Wahrscheinlichkeit nach mit meiner Ernennung kollidierten. „Aber der Angriff hat niemandem genutzt, niemand hat am Ende profitiert“, stellt er fest.
Angreifer zogen viel Unmut bei der Bevölkerung auf sich
Zu der Tatsache, dass die Angreifer offenbar aus katholischen Kreisen stammen würden: „Ich möchte noch einmal betonen“, sagte er, „wenn eine Familie ihre eigenen Interessen bis zum Einsatz von Gewalt durchsetzt, spielt es keine Rolle, ob sie christlich oder andersgläubig sind, es sind bewaffnete Individuen, die sich entschieden haben, diese Taten zu begehen. Am Ende zogen sie viel Unmut bei der Mehrheit der Bevölkerung auf sich, während es einen regelrechten Wettbewerb der Solidarität mir gegenüber gab, sowohl von den Menschen in Rumbek als auch von Südsudanesen in Kenia, die mich aufsuchten. Das Ganz war eine sehr positive Reaktion, die Hoffnung macht, dass die Bevölkerung gegen sinnlose Gewalt Partei ergreift. Für mich zählt auf jeden Fall das Wohl der Kirche und des Landes, ich erwarte nichts für mich, die Diözese muss sich auf den Weg machen und sich selbst verstehen und reinigen.“
In der Zwischenzeit haben in der Diözese Rumbek neue Ernennungen für die Leitung und die Seelsorge stattgefunden, während man darauf wartet, dass Bischof Carlassare seine Stelle wieder antritt. In seiner Abwesenheit wurde vom Vatikan ein apostolischer Administrator in der Person des Bischofs der Diözese Wau Mathew Remigio ernannt. Er könne auf ein Team von Mitarbeitern zählen, das aus Pater Andrea Osman, einem Priester der Diözese, der zum Generalvikar ernannt wurde, zwei Nonnen und einem Jesuitenpater sowie einem Laien besteht.
(fides – mg)
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