Mord an Pater Olivier Maire: „Wir sind entsetzt“
„Wir sind entsetzt – entsetzt darüber, dass da ein Mann des Friedens im Namen der Gastfreundschaft ermordet worden ist.“ Das sagt die Dominikanerin Véronique Margron, Präsidentin des Verbands französischer Ordensleute, im Gespräch mit Radio Vatikan. Der 60-jährige Pater Maire ist offenbar von einem Ruander getötet worden, der vor einigen Monaten auch einen Brand in der Kathedrale von Nantes ausgelöst haben soll.
„Allerdings müssen wir mit Urteilen vorsichtig sein. Die Montfortianer hatten diesem Mann, der offenbar ernsthafte psychische Probleme hat, Gastfreundschaft gewährt. Zum Schrecken gesellen sich jetzt Unverständnis und ein Gefühl der Ohnmacht. Wir werden sehen, was die Ermittlungen ergeben; dann werden wir wissen, ob es sich um eine Wahnsinnstat handelt. Das würde bedeuten, dass die Experten, die diesen Mann untersucht haben, seit dem Brand in der Kathedrale von Nantes nicht festgestellt haben, dass er Anfälle von Wahnsinn oder einen Hang zu äußerst gefährlichen Handlungen haben könnte.“
Ordensfrau warnt vor politischer Instrumentalisierung des Mordes
Allerdings könne niemand „Taten eines Menschen vorhersagen“, darum solle man jetzt nicht vorschnell urteilen, mahnt die Ordensfrau. Voll des Lobes ist sie indes für die Montfortianer.
„Diese Brüder haben sich bei ihrem Handeln vom Evangelium leiten lassen. Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt, um mit Reden, wie wir sie jetzt schon stellenweise hören, Öl ins Feuer zu gießen. Da wird gesagt, dass dieser Mann ausgewiesen werden sollte, dabei war das rechtlich gar nicht möglich, weil er unter gerichtlicher Aufsicht stand. Das war wirklich nicht das Problem der Brüder, die ihn aufnahmen.“
Schwester Véronique hält nichts davon, dass der Mord an Pater Maire jetzt in die hitzige politische Meinungsschlacht zum Thema Ausländer hineingezogen wird. Stattdessen weist sie auf die Beweggründe hin, aus denen heraus die Ordensleute dem Brandstifter der Kathedrale Aufnahme gewährt haben.
„Das hat natürlich etwas mit dem Ostergeheimnis zu tun. In solchen Momenten ist es schwierig, ruhig Blut zu bewahren. Doch wir müssen auch bedenken, dass die Tugend der Gastfreundschaft die größte und erste der biblischen Tugenden ist; es gibt keine höhere Tugend im gesamten Alten Testament. Auch Jesus sagt nichts anderes. Das bedeutet nicht, dass wir ein Haufen naiver Leute sind, dass die Montfort-Patres und Pater Olivier Maire naiv gewesen wären. Aber es bedeutet sehr wohl, dass sie dies wissentlich taten.“
Die Untersuchung abwarten
Dabei hätten sie durchaus Rat eingeholt; doch offenbar habe ihnen niemand gesagt, „dass dieser Mann sehr gefährlich sein könnte“, so die Dominikanerin. Vielleicht werde man nie erfahren, „ob die psychologischen Experten in diesem Fall versagt haben“.
„Was wir jetzt brauchen – nicht nur wir Ordensleute, sondern alle Christen und hoffentlich auch darüber hinaus –, ist in erster Linie die Erinnerung, der Ausdruck unserer großen Trauer und das Teilen dieser Trauer mit den Brüdern, die mit ihm gelebt haben, mit seinen Eltern und Verwandten, mit der ganzen Montfortianerfamilie. In der zweiten Phase muss dann die Untersuchung abgewartet werden, um festzustellen, ob es Fehler gegeben hat. Im Moment herrscht einfach Schrecken über dieses unvorhergesehene Geschehen.“
(vatican news – sk)
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