Japan: „Von der Atombombe zum olympischen Feuer“
Die Botschaft des olympischen Feuers laute, auf Japan gemünzt: „Nie wieder Bomben.“ Das sagt Joseph Mitsuaki Takami im Interview mit uns. Takami ist Bischof des größten japanischen Bistums: Nagasaki. Vor zwei Jahren konnte er den Papst in Nagasaki willkommen heißen; Franziskus zeichnete bei seiner Japanreise das Bild einer Welt ohne Atomwaffen.
„Die Zahl der Überlebenden (der Atombombenabwürfe) schrumpft von Jahr zu Jahr“, so der Bischof. „Aber sie hinterlassen uns eine wichtige, wertvolle Erfahrung. Sie muss vor allem an Kinder weitervermittelt werden – dieser Übergang ist, wie das auch der Papst immer wieder sagt, sehr wichtig. Das Zeugnis muss weitergegeben werden – auch durch Mittel wie Kino, Literatur oder Medien. Wir müssen uns weiter bemühen, das Gedenken am Leben zu erhalten!“
Keine Schweigeminute bei den Olympischen Spielen
Etwa 140.000 Menschen starben bei den beiden Atom-Angriffen der USA auf Japan am Ende des Zweiten Weltkriegs. Um 8.15 Uhr, dem genauen Zeitpunkt des Dramas, wurde an diesem Freitag in Hiroshima eine Friedensglocke geläutet. Landesweit hielten die Menschen für eine Schweigeminute inne; die Olympischen Spiele von Tokio allerdings gingen ohne Unterbrechung weiter.
Die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), keine Schweigeminute bei den Spielen abzuhalten, stößt bei vielen Japanern auf Unverständnis und Kritik. Bischof Takami will trotzdem an die Friedensbotschaft von Olympia glauben.
„Die Olympischen Spiele sind ein Sportfest, aber auch ein Stimulus, um Frieden in der Welt zu schaffen. Darum ist dieses zeitliche Zusammenfallen sehr bedeutsam. So schade es ist, dass wegen der Pandemie keine Zuschauer zu den Wettkämpfen zugelassen werden – die Spiele sind dennoch ein hohes Gut, das eine schöne Atmosphäre und viel Enthusiasmus hervorruft!“
Der Bischof lobt auch, dass es bei den Spielen eine Mannschaft von Migranten und Flüchtlingen gibt. Und das ziemlich ausgeglichene Gleichgewicht der Geschlechter bei den „Paralympics“, die nach den „offiziellen“ Olympischen Spielen in Tokio starten.
Noch so ein Jahrestag
Leider ist da aber, außer Hiroshima und Nagasaki, noch so ein Jahrestag: Vor zehn Jahren, im März 2011, kam es zum verheerenden Unfall im Atommeiler Fukushima. Kein Wunder, dass Bischof Takami mittlerweile – wie übrigens auch Papst Franziskus – sogar die zivile Nutzung der Atomenergie sehr skeptisch sieht.
„Das Problem ist allgemein. Wir müssen raus aus der Atomenergie, sie ist hochgefährlich! Lange kam uns die Atomenergie unverzichtbar vor, aber heute sollte sie verzichtbar werden. Wir sollten Energie auf andere, nicht auf diese gefährliche, nukleare Art und Weise produzieren.“
Der Bischof von Nagasaki ruft außerdem zu größeren Anstrengungen auf, um Atomwaffen vollständig vom Angesicht der Erde zu tilgen. Er wirbt um Unterstützung für einen Vertrag zum Verbot von Atomwaffen – eine Initiative der UNO-Generalversammlung aus dem Jahr 2017. Der Vertrag ist im Januar dieses Jahres in Kraft getreten, doch die Atommächte haben ihn nicht ratifiziert. Japan übrigens auch nicht.
„Einen wirklichen Frieden kann es nicht geben, solange solche Waffen existieren. Das ist kein echter, das ist ein falscher Friede… Wir sollten alles dafür tun, damit letztlich auch Atommächte dem Vertrag zur Ächtung von Atomwaffen beitreten. Der Bischof von Hiroshima, Alexis Mitsuru Shirahama, hat letztes Jahr im Juli einen Fonds aufgelegt, der alle Initiativen in dieser Richtung finanziell unterstützt. Das ist zwar nur eine kleine Initiative, aber doch wichtig, um das Ziel zu erreichen.“
Zwei Feuer
Das olympische Feuer, das derzeit in Tokio brennt, ist für Bischof Takami „ein Gebet um Liebe, ein Gebet um Frieden“.
„Die Atombombe steht diesem Feuer absolut entgegen, man sollte die nukleare Flamme löschen! Das einzige Feuer soll das der Einheit, der Liebe und des Friedens sein…“
(vatican news – sk)
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