Pakistan: Christliches Paar emigriert nach Blasphemie-Freispruch
„Nachdem die Berufung von Shagufta und Shafqat viele Jahre vor Gericht anhängig war, hat letztendlich die Verurteilung der Blasphemiegesetze in einer Resolution des Europäischen Parlaments dazu geführt, dass die Anhörung der Berufung stattfand", schrieb Tehmina Arora, Asiendirektorin der Menschenrechtsorganisation ADF International, am Freitag auf Twitter. Der Fall des Paars war in der EU-Resolution ausdrücklich erwähnt worden. ADF International hatte die Eltern von vier Kindern in ihrem Kampf gegen das Todesurteil unterstützt.
Das Ehepaar wurde im selben Gefängnis wie die Katholikin Asia Bibi festgehalten, die acht Jahre lang wegen Blasphemie in der Todeszelle saß. Nach ihrem Freispruch im Oktober 2018 kam es in Pakistan zu gewaltsamen Demonstrationen radikaler Muslime und zu Morddrohungen gegen die Katholikin. Im Januar 2019 konnte Asia Bibi unter größter Geheimhaltung nach Kanada ausreisen. Der Fall sorgte weltweit für Schlagzeilen und rückte die pakistanische Blasphemiegesetzgebung ins internationale Rampenlicht.
Bisher keine Hinrichtungen - aber viel Lynchjustiz
Blasphemie wird in Pakistan mit dem Tod bestraft, allerdings wurde bisher niemand dafür hingerichtet. Stattdessen starben in den vergangenen Jahren sowohl in den Straßen als auch in den Gefängnissen Pakistans Dutzende der Blasphemie beschuldigte Menschen – meist Christen – durch Lynchjustiz. Die bloße Anklage wegen Gotteslästerung bedeutet somit für die Beschuldigten eine existentielle Bedrohung an Leib und Leben.
Shagufta Kausar und Shafqat Emmanuel lebten mit ihren Kindern auf einem Missionsgelände im pakistanischen Punjab. Am 18. Juni 2013 wurden einem Geistlichen und einem Anwalt blasphemische Textnachrichten von einem Handy gesendet, das den Angaben zufolge auf Shagufta Kausar registriert war. Das Ehepaar wurde daraufhin im Juli 2013 festgenommen und angeklagt, obwohl beide als Analphabeten keine SMS hätten schreiben können. Zudem hatte Shagufta Kausar ausgesagt, ihr Handy schon einen Monat zuvor verloren zu haben. Nach Angaben von ADF International wurden die beiden Christen durch Drohungen und Folter zu einem falschen Geständnis gezwungen. Am Donnerstag konnten sie Pakistan in Richtung EU verlassen.
(kna – gs)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.